Bad Homburger Firma digitalisiert Zeitungen - "Ein riesiger Markt"

30.12.2005
Klaus-Dieter Seubert sitzt an seinem Arbeitsplatz und beseitigt per Mausklick digitalen Dreck. "Jeden Tag schaffe ich zwischen 1000 und 2500 Seiten", erzählt er.

Auf der eingescannten Zeitungsseite markiert er am Computermonitor einen schwarzen Fleck und klickt ihn weg. Seubert arbeitet in der Bad Homburger PPS PrePress Systeme GmbH, die sich auf die Digitalisierung von Zeitungen spezialisiert hat. Nach Auskunft ihres Geschäftsführers und alleinigen Gesellschafters Siegfried Peis ist sie Marktführerin in ihrem Bereich und macht jährlich 500.000 Euro Umsatz.

"Wir arbeiten zurzeit an dem größten Digitalisierungs-Auftrag, der in Deutschland je vergeben wurde", erzählt Peis. Dieser kommt von den "Westfälischen Nachrichten". Etwa 2,5 Millionen Seiten dieser Zeitung müssen eingescannt und bearbeitet werden. Bislang haben die Mitarbeiter von PrePress davon etwa 500.000 geschafft. Der Auftrag läuft noch etwa 15 Monate. "Das bedeutet bei aller Technik viel mehr Handarbeit, als man denkt", sagt Peis.

Die Zeitungen werden aus den Archiven des Verlags direkt nach Bad Homburg gebracht und dort in einem der drei Scanner digitalisiert. An jedem der Geräte sitzt ein Mitarbeiter, der geklammerte Seiten voneinander löst und nach jedem Scannen umblättert. "Manche Zeitungsseiten sind so interessant, dass man richtig ins Schmökern kommt", erzählt Peis.

Vor rund zwei Jahren hat sich die PPS mit ihren acht Mitarbeitern auf die Digitalisierung von Zeitungen spezialisiert. Zuvor versuchte sie sich mit mäßigem Erfolg an dem Verkauf von Software für Zeitungsredaktionen. Der erste Digitalisierungs-Auftrag kam im Jahr 2003 von der "Zeit". Knapp vier Monate lang wurden damals in Bad Homburg insgesamt 190.000 Seiten der Ausgaben von 1946 bis 2002 digitalisiert. Zu den Kunden gehören mittlerweile unter anderem der "Mannheimer Morgen", die "Leipziger Volkszeitung" sowie die "Badische Zeitung".

Das Einscannen und die Nachbearbeitung einer Seite kostet den Auftraggeber je nach Aufwand zwischen 35 und 48 Cent. Bei der Nachbearbeitung werden unter anderem Flecken auf den Seiten entfernt. Auf Wunsch werden die Artikel noch komplett für eine Volltextrecherche aufbereitet, so dass sie von Redakteuren oder Internetnutzern möglichst problemlos gefunden und auf den Bildschirm geholt werden können.

"Das ist ein riesiger Markt, der sich gerade erst entwickelt. Bis alle Zeitungen digitalisiert sind, dauert es bestimmt noch 30 Jahre", sagt Peis, der vor allem auf die Entwicklung seiner "Buchwippe" stolz ist. Mit Hilfe dieses Geräts werden die Zeitungsseiten beim Scannen ganz platt gegen die Scheibe gedrückt, so dass die Buchstaben nicht verzerrt werden. "Es hat mich gewundert, dass vor mir keiner auf diese Idee gekommen ist", meint Peis. (dpa/tc)