Bachelors verschieben Jobsuche auf später

08.04.2005
In der Wirtschaft haben Bachelor-Absolventen keinen schlechten Ruf. Da sich die Jobsuche dennoch öfter schwierig gestaltet, schließen viele ein Master-Studium an.

Mittlerweile gibt es über 5000 Bachelor-Absolventen in Deutschland. Der neue Abschluss, der ein dreijähriges Studium inklusive Praktika und Auslandsaufenthalt voraussetzt, wird langsam auch in der deutschen Wirtschaft bekannter und akzeptierter. Das ergab eine aktuelle Befragung unter 50 Unternehmen, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag des Stifterverbands für die Deutsche Wirtschaft vornahm. Demnach erkennen die meisten Firmen den Bachelor als vollwertigen akademischen Abschluss an. Sie gehen davon aus, dass die Absolventen trotz kürzerer Studienzeit die gewünschten Qualifikationen mitbringen und darum keine längere Einarbeitung brauchen.

An die neue Hochschulausbildung stellt die Wirtschaft allerdings große Erwartungen: Die Bachelor-Absolventen sollen den Hörsaal als Generalisten mit breitem Grundlagenwissen verlassen und zugleich über soziale und methodische Schlüsselqualifikationen verfügen. Letztere sollten an den Hochschulen intensiv eingeübt werden, was in den traditionellen Studiengängen noch nicht der Fall ist. Auch ein konkreter Praxisbezug, Interdisziplinarität und Internationalität gelten als Stärken des Bachelor-Studiums.

Das heißt aber nicht, dass Bachelor-Absolventen vor allem in internationalen Großkonzernen arbeiten. Im Gegenteil - über 60 Prozent sind in kleinen Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern tätig. Viele der Firmen haben keine Standorte im Ausland. Das ergab eine Befragung der Bachelor-Prüfungsjahrgänge 2002 und 2003 durch die Hochschul-Informations-System GmbH in Hannover. Diese lieferte auch in anderen Punkten überraschende Ergebnisse.

Unterschiede beim Gehalt

Bei den Einstiegsgehältern überrunden die Absolventen, die ihren Bachelor an einer Fachhochschule gemacht haben, ihre Kollegen von der Universität um 2500 Euro im Jahr und können im Schnitt mit 31 500 Euro rechnen. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Unternehmen den ausgeprägteren Praxisbezug honorieren.

Zwar hat die Mehrzahl der Befragten die Entscheidung für das kürzere Studium nicht bereut. Dennoch schließen drei Viertel ein Master-Studium an, um ihre Berufschancen zu verbessern. Die Stellensuche gestaltet sich für viele Bachelors schwierig: Zum einen müssen sie sich wie andere Absolventen mit der angespannten Arbeitsmarktlage arrangieren. Wenn unmittelbar nach dem Studium kein fester Job zu ergattern ist, weichen sie auf Praktika beziehungsweise Werkvertrags- und Honorararbeit aus oder nehmen einen Übergangsjob an, der nicht ihren Qualifikationen entspricht.

Anders als die Firmenvertreter in der Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft angeben, haben Bachelors die Erfahrung gemacht, dass der Abschluss auf Seiten der Arbeitgeber zu wenig bekannt ist. In jedem dritten Fall wurde auch ein anderer Abschluss verlangt.

Berufseinstieg verzögert sich

Solche Erfahrungen verleiten auch viele Bachelor-Absolventen, entgegen der urspünglichen Absicht weiterzustudieren. Den Hochschulpolitikern kommt das nicht entgegen. Schließlich sollte der berufsqualifizierende Bachelor-Abschluss die Regel und das vertiefende Master-Studium nur etwa 25 bis 35 Prozent besonders qualifizierten Studenten vorbehalten sein. Eine kostenlose Zusammenfassung der beiden Studien kann im Internet unter http://www.stifterverband.de/pfd/positionen_april_2005.pdf heruntergeladen werden. (am)