Baby Bells vermitteln kuenftig auch Ferngespraeche US-Volksvertreter sprechen sich fuer umfassende TK-Reform aus

18.04.1995

WASHINGTON, D.C. (CW) - Mit der grossen Mehrheit von 305 zu 107 Stimmen hat sich das US-Repraesentantenhaus fuer die Reform des Telekommunikationsmarktes ausgesprochen. Die Neuregelung sieht vor, die Vermittlungseinschraenkung bei Fern- und Ortsgespraechen sowie Tarifbindungen voellig aufzuheben. Sollte die Mehrheit bei den anstehenden Nachverhandlungen halten, waere auch ein Veto des Praesidenten Bill Clinton unwirksam, der befuerchtet, die Reform werde vor allem in duennbesiedelten Gebieten die Preise fuer Endkunden in die Hoehe treiben.

Die vom Unterhaus unterstuetzte Deregulierung ist die einschneidendste US-Reform der Telekommunikation in den vergangenen 60 Jahren, da sie die letzten raeumlichen Vermarktungsgrenzen aufhebt: Seit der Zerschlagung des AT&T- Monopols vor rund elf Jahren waren die regionalen Baby Bells fuer Ortsgespraeche zustaendig, um die Vermittlung der Ferngespraeche werben seitdem die drei Konkurrenten AT&T, MCI und Sprint sowie eine Vielzahl von Service-Providern. Diese Regulierung des TK- Marktes soll nun fallen, ausserdem ebnet das Repraesentantenhaus Kabel-TV-Anbietern den heissbegehrten Zugang zum TK-Geschaeft und umgekehrt den TK-Carriern den Weg ins TV-Business.

Die Gewinner dieser Aenderungen duerften nach Ansicht von US- Telecom-Experten die Baby Bells sein. Sie koennen kuenftig im Revier der grossen nationalen Carrier jagen, waehrend AT&T, MCI und Sprint nicht in allen laendlichen Regionen praesent sein koennen. In die Kritik der Long-Distance-Carrier stimmte die International Communications Association (ICA) ein. Sie bemaengelte, durch die Neuregelung und die darin enthaltene Aufhebung der Preisbindungen koennten die Tarife in laendlichen Gebieten in die Hoehe schiessen, in denen ein Anbieter das regionale Monopol hat.

Dieselbe Befuerchtung hegen auch einige demokratische Abgeordnete. Aufgrund der grossen Mehrheit im Repraesentantenhaus und der Zustimmung des Senats koennte ein Veto von Bill Clinton zwar ueberstimmt werden. Einige Demokraten kuendigten laut einem Bericht der "Sueddeutschen Zeitung" jedoch an, bei einem Veto den demokratischen Praesidenten zu unterstuetzen. Somit hat das Gesetz, das aufgrund kleiner Abweichungen zwischen den Abstimmungen im Senat und Repraesentantenhaus nachgebessert werden muss, die letzte Huerde noch nicht genommen.