Moret, Ernst & Young als Wirtschaftsprüfer abgesetzt

Baan klärt halbherzig über Buchungspraktiken auf

22.05.1998

Moret, Ernst & Young ist ein Tochterunternehmen der amerikanischen Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Ernst & Young, die zu Baans globalen Beratungspartnern zählt. Die Consultants unterstützen Großunternehmen unter anderem auch bei der Einführung von Baan-Software.

Um die Unabhängigkeit und Objektivität von Ernst & Young als Wirtschaftsprüfer nicht zu gefährden, habe man beschlossen, sich in diesem Bereich von ihnen zu trennen, heißt es in einer Baan-Mitteilung. Künftig soll die niederländische Coopers & Lybrand NV die Bücher von Baan prüfen.

Die Softwerker teilten ferner ihre Rechnungslegungspraxis im Hinblick auf die Umsetzung der Vorschriften gemäß Statement of Position (SOP) 97-2 mit. Gemäß SOP dürfen Software-Anbieter Umsätze aus Leasing- oder Partnergeschäften erst als Umsatz verbuchen, wenn die Rechnungen beim Wiederverkäufer bezahlt worden sind. Baan steht jedoch im Verdacht, gegen diese Regel verstoßen zu haben.

Das Softwarehaus hält an seinem Vertriebskonzept fest, will sich künftig nicht mehr in die Finanzierungsvereinbarungen zwischen Kreditinstitut oder Leasingfirma und dem Endkunden einmischen. Aufgrund dieser Absichtserklärung hofft Baan, die Einnahmen aus den meisten finanzierten Geschäften sofort als Umsatz buchen zu können.

Nach Meinung eines deutschen Analysten bringt die Stellungnahme wenig Aufschluß darüber, was tatsächlich an Geldern geflossen ist. Das gelte insbesondere für den zweiten schwerwiegenden Vorwurf der SEC: Die Börsenaufsicht vermutet unübliche Praktiken bei der Buchung von Aktivitäten zwischen Tochterunternehmen und Privatfirmen der Baan-Brüder Jan und Paul. Rund 13 Millionen Dollar sollen von der Mittelstandsorganisation Baan Midmarket Solutions (BMS), an der die Company mit 15 Prozent beteiligt ist, als Konzernumsatz ausgewiesen worden sein. Die SEC vermutet, daß es sich dabei um erst geplante Software-Einnahmen der BMS handelt. Der Gesamtumsatz könnte dadurch künstlich "aufgebläht" worden sein.

In der Erklärung von Baan heißt es lediglich, man habe mit der BMS eine Vertriebsvereinbarung getroffen, wonach BMS ein Hauptdistributor von Baan-Produkten für den Mittelstand sei. Zudem werde man alle Transaktionen zwischen der BMS und der Baan Company quartalsweise an die externen Wirtschaftsprü-fer weiterleiten und darüber hinaus die Zustimmung von unparteiischen Mitgliedern des Baan-Aufsichtsrates einfordern. Konkreter nahm Baan zu den Vorwürfen bisher nicht Stellung.