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Thema des Tages

Baan hat große Pläne

11.11.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Zum Auftakt der diesjährigen Kundenkonferenz "Baanworld" in Wien kündigte die holländische Softwareschmiede Baan eine Reihe von ehrgeizigen Plänen und neuen Produkten an, mit denen sie sich aus ihrer derzeitigen wirtschaftlichen Misere befreien will. Der Anbieter von ERP-(Enterprise-Resource-Planning)- und SCM-(Supply-Chain-Management)-Lösungen plant, künftig verstärkt E-Commerce-Produkte für Business-to-business-Beziehungen anzubieten. Besonderes Augenmerk gilt der produzierenden Industrie. Zu diesem Zweck stellte Baan die zwei neuen E-Commerce-Produkte "Baan Enterprise Solutions" und "Baan Open World Integration Framework" vor. Nicht zuletzt auf Basis dieser Lösungen hofft das Unternehmen, schon im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

Baan-Chefin Mary Coleman legte sich in ihrer gestrigen Festrede mächtig ins Zeug, um das gebeutelte Softwarehaus in rosigen Farben zu zeichnen. Viele Unternehmen investierten in E-Commerce, um an der Internet-Revolution teilzuhaben. Das sei eine hervorragende Wachstumschance für Baan. "Baan hat vor, einer der ganz großen Mitspieler auf diesem Feld zu werden," erläuterte Coleman und meinte im speziellen den elektronischen Handel für die herstellende Industrie. Dort werden nach Colemans Angaben rund 65 Prozent aller E-Commerce-Investitionen im Business-to-business-Umfeld getätigt. Sie zitierte eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Forrester Research, der zufolge dieser Markt von 131 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf 1,5 Billionen Dollar im Jahr 2003 wachsen soll.

Bei "Baan Enterprise Solutions" handelt es sich um eine Suite integrierter E-Commerce-Applikationen, die folgende Komponenten umfaßt: Das Update "Baan ERP 5.0c", das auf Microsofts neuem Betriebssystem Windows 2000 läuft und Back-Office-Prozesse managt, ferner "Baan E-Enterprise", eine Anwendung für elektronisches Beschaffungswesen, Kooperation im Netz und Verkauf, sowie weitere Lösungen für den Front- und Back-office-Bereich. Die Suite soll im ersten Quartal 2000 auf den Markt kommen.

Baan kündigte zudem die neue Software-Architektur "Baan Open World Integration Framework" an, die Front- und Back-office-Anwendungen integriert und Firmen bei der elektronischen Zusammenarbeit unterstützen soll. Das Produkt ermöglicht laut Hersteller die Integration auf vier verschiedenen Ebenen: die der Daten, Applikationen, Arbeitsprozesse und Geschäftsgemeinschaft, auf der Firmen mit Partnern und Kunden zusammenarbeiten. Das Integration Frameworld basiert auf XML (Extensible Markup Language) und soll im zweiten Quartal 2000 verfügbar sein.

Des weiteren gab Coleman bekannt, das Unternehmen wolle an dem Preismodell des Software-Abonnements festhalten. Statt ein Produkt einmal für eine große Summe zu erwerben, können die Anwender die Lösungen bei dieser Variante monatlich "mieten". Dieses Modell hatte Baan bereits im dritten Quartal 1999 eingeführt, was den Verlust des Unternehmens in diesem Zeitraum allerdings auf 25 Millionen Dollar ausweitete (CW Infonet berichtete). Finanzchef Jim Mooney gibt sich für die Zukunft jedoch optimistisch, denn immer mehr Anwender würden diese neue Zahlungsmöglichkeit wählen. Damit werde auch der Umsatz des Unternehmens steigen. Mooney hofft, im nächsten Jahr wieder Profit zu machen. Coleman dämpfte die zuversichtlichen Prognosen ihres CFO (Chief Financial Officer) allerdings mit dem Kommentar, eine Rückkehr zu Profitabilität hänge davon ab, wann der Markt wieder mehr Nachfrage verzeichne. "Wir haben ganz deutlich darauf hingewiesen, daß wir zu diesem Zeitpunkt keine Prognosen für das laufende Quartal oder für das Jahr 2000 abgeben," fügte sie hinzu.