Meinungsverschiedenheiten mit der Zentrale

Baan-Chef Exner wirft das Handtuch

10.05.2002
HANNOVER (CW) - Der bisher für die Region Zentraleuropa zuständige Baan-Manager Stefan Exner verlässt das Unternehmen. Hintergrund ist eine Reorganisation, die Exner nicht mittragen will.

Der zur englischen Invensys-Gruppe gehörende Softwarekonzern Baan stellt sich neu auf. Mit dem Ziel, in Deutschland ein überdurchschnittliches Wachstum zu erreichen, wird die hiesige Organisation künftig als separate Landesgesellschaft geführt. Bislang hatte Deutschland zusammen mit Osteuropa, Österreich und der Schweiz die Region Zentraleuropa gebildet.

Wie die holländische Zentrale des Softwareunternehmens meldet, soll jetzt, nachdem Baan "erfolgreich stabilisiert" worden sei, "eine Phase offensiven Wachstums" folgen. Deshalb werde man die bisherige Organisation aufbrechen und sich mit seinen Anwendungen für Industrieunternehmen auf besonders perspektivenreiche Regionen konzentrieren, zu denen auch Deutschland gezählt wird. Österreich, Osteuropa und die Schweiz bilden künftig zusammen mit Südeuropa die neue Region "Süd- und Osteuropa".

Exner erklärte: "Der Vorstand hat bestimmte Vorstellungen von der Organisation des Baan-Geschäfts in Zentral- und Osteuropa, die sich nicht mit meinen decken." Er halte die Neuordnung weder für sinnvoll, noch finde er sich mit seinen persönlichen Plänen darin wieder.

Als Chef von Zentraleuropa hatte Exner ein großes Territorium unter seinen Fittichen, das aus seiner Sicht gute Wachstumsmöglichkeiten bot. Die holländische Mutter habe sich aber entschieden, diese Organisation zu entflechten, um einen "ausschließlichen Management-Fokus" auf Deutschland zu haben und dort schneller zu wachsen als in den letzten anderthalb Jahren. Zwar habe man ihm angeboten, in der Position des General Manager Deutschland dieses Ziel zu verfolgen, doch habe er sich dagegen entschieden. Deutschland-Chef wird nun Ralf Othmer, der ebenfalls seine bisherige Position als Vertriebsdirektor für die Bestandskunden in Deutschland beibehält.

Die Tatsache, dass Othmer General Manager und Vertriebschef in Personalunion wird, lässt darauf schließen, dass Holland deutlich mehr Einfluss nehmen möchte. Während sich Exner dazu nicht äußern wollte, verlautet aus Insiderkreisen: "Es gibt eindeutig Tendenzen, sehr viel zentralistischer zu managen als in der Vergangenheit. Die Führungspositionen werden nicht nur regional begrenzt, auch ihr Einfluss wird reduziert."

Klemens Hauk, Vorsitzender der Deutschen Baan User Group (DBUG), bedauert das Ausscheiden Exners. Der Manager des Berliner Aufzugherstellers Otis GmbH & Co. OHG würdigt Exners Engagement beim Wiederaufbau der deutschen Niederlassung nach der schwierigen Phase des Softwarehauses Ende der 90er Jahre. "Ich hoffe, dass der Wechsel an der deutschen Spitze nicht zu viele Irritationen mit sich bringt." Baan sei immer noch nicht so gefestigt, dass es in der Anwenderbasis nicht zu grundsätzlichen Diskussionen käme - "insbesondere wegen der Schwierigkeiten, die Invensys zuletzt gehabt hat". (hv)