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Baan: Aktionäre sollen Invensys-Offerte annehmen

30.06.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf der gestrigen außerordentlichen Hauptversammlung des angeschlagenen niederländischen Softwarehauses Baan hat Interims-CEO (Chief Executive Officer) Pierre Everaert die Aktionäre förmlich angefleht, das Kaufangebot der britischen Ingenieursfirma Invensys anzunehmen. Andernfalls drohe noch im zweiten Quartal der Zusammenbruch des Unternehmens auf Grund von Überschuldung. Wenn nicht bis zum 13. Juli 95 Prozent der Anteilseigner ihre Zustimmung erteilen, kann Invensys sein Angebot von 2,85 Euro pro Baan-Aktie (gestern war das Papier 2,84 Euro wert) zurückziehen. Bislang konnten die Briten rund 20 Prozent - manche Quellen sprechen auch schon von 50 Prozent - der Anteile erwerben. Obwohl Baan mit mehr als 40 Interessenten verhandelt habe, gab es am Ende "nur ein faires Angebot, nämlich das von Invensys", so Everaert.

Am Vorabend der Hauptversammlung hatte der Unternehmensberater Ernst Sonneveldt, nach eigenen Angaben Sprecher einer Gruppe von Aktionären mit knapp 20 Prozent der Baan-Anteile, die übrigen Aktionäre erstmals öffentlich aufgefordert, das Angebot von Invensys nicht zu akzeptieren und statt dessen ihre Anteilscheine bis zum 12. Juli zu halten. Sonnveldt fordert, das Baan-Papier müsse mit 5,72 doppelt so hoch bewertet werden wie von Invensys angeboten.

Für zusätzliche Aufregung sorgten gestern Berichte der niederländische Tageszeitung "De Volkskrant". Diese schreibt, die Baan-Gründer Jan und Paul Baan hätten als Insider schon 1998, als das Unternehmen erstmals in Schwierigkeiten geraten war, größere Aktienpakete verkauft und damit zwischen 1,2 und 1,9 Milliarden Mark verdient. Everaert räumte in diesem Zusammenhang ein, dass er als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender von Baan schon 1999 (als nach außen noch eitel Sonnenschein vorgetäuscht wurde) nach Partnern für ein mögliches Joint Venture gesucht habe.