Axel Springer Verlag setzt auf Apple

07.07.2008
Das Medienhaus wird in den kommenden Jahren alle Arbeitsplatzrechner durch Systeme von Apple ersetzen. Außerdem können Mitarbeiter Blackberrys gegen iPhones austauschen.

Der Verlag hat bestätigt, dass er seine Arbeitsplätze vollständig auf die Rechner der Kultfirma migriert. Damit sei man Apples zweitgrößter Kunde weltweit. Nur der Suchmaschinen-Anbieter Google sei größer.

Als Begründung für den Wechsel sagte das Verlagshaus, in dem neben der "Bild"-Zeitung und der "Welt" Dutzende anderer Publikationen erscheinen, die Umstellung sei für Axel Springer "nicht nur ein technologischer Fortschritt, sondern wichtiger Beschleuniger der kulturellen Modernisierung im Unternehmen".

Die Umstellung wird auch die bisher verwendeten Smartphones der "Blackberry-Reihe betreffen, die durch iPhones ersetzt werden sollen. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner hatte in einer Videobotschaft (auf YouTube nachzuverfolgen) an die Mitarbeiter erklärt, diese Entscheidung sei nicht nur technisch begründet. Vielmehr gab er der Hoffnung Ausdruck, dass dieser Schritt den "kulturellen Wandel und die kulturelle Modernisierung" des Unternehmens beschleunigen werde.

Für Apple habe man sich entschieden, weil die Rechner Innovation und Kreativität förderten. Döpfner erklärte, Apple stehe für eine IT-Welt, die für kreative und optische Prozesse am besten sei. Zudem seien die Apple-Systeme einfacher zu bedienen. "What you see is what you get, das ist ein sehr nutzerorientierter Ansatz", so der Springer-Chef. Hier werde nicht der Computer als Selbstzweck in den Vordergrund gestellt, sondern es gehe um den Anwender. Drittens stelle Apple die schönsten Rechner her. Das sei zwar subjektiv, aber jeder Arbeitsplatz sehe besser aus, wenn ihn ein Apple-Gerät ziere. Döpfner verband das mit der Hoffnung, dass die Mitarbeiter dann vielleicht noch lieber an ihren Schreibtisch gehen würden.

Die Migration sei außerdem auch aus wirtschaftlichen Gründen richtig. "Durch die Preise", aber auch wegen der niedrigeren Wartungskosten sei die Umstellung kostengünstiger "als die bisherige Handhabung". Nach den Informationen hat der Medienkonzern "attraktive Konditionen" aushandeln können.

Wer Döpfners Ansprache an die Mitarbeiter auf YouTube verfolgt, fragt sich, wie attraktiv das Angebot von Apple war. Der Computerbauer selbst würde wahrscheinlich in offiziellen Verlautbarungen keine derartigen Lobeshymnen auf seine Rechner singen, wie es der Vorstandsvorsitzende des Springer Verlags tat. Man kann deshalb davon ausgehen, dass Springer einen guten Deal mit Apple gemacht hat.

Der radikale Wechsel auf Apple-Rechner kehrt einen Trend um. Häuser wie etwa Gruner & Jahr ("Stern") hatten in den vergangenen Jahren ihre Mac-Systeme durch Wintel-Rechner abgelöst. Grund hierfür war unter anderem, dass Software aus dem Kernbereich der Apple-Welt wie etwa Quark Xpress lange nicht für das Mac-Betriebssystem verfügbar war und dann im Vergleich zu Konkurrenzprodukten (etwa Indesign) teuer.

Das Beste aus zwei Welten

Mit der Option, auf den mittlerweile seit Jahren auf Intel-Prozessoren laufenden Mac-Rechnern parallel in der Mac- wie in der Windows-Welt zu arbeiten, haben sich aber die Verhältnisse drastisch geändert. Mit Software wie "Parallels" oder der "VMware Fusion" können Anwender jetzt gleichzeitig das jeweils beste Angebot zweier Rechnerwelten nutzen. Dass der Axel-Springer-Verlag Macs künftig etwa auch im kaufmännischen Bereich einsetzen wird, hat in diesem Zusammenhang Signalwirkung.

Axel Springer will die Apple-Rechner binnen fünf Jahren einführen.

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