Ausverkauf

Avaya will Nortels Enterprise-Geschäft für 475 Millionen Dollar kaufen

21.07.2009
Mit dem Verkauf seiner Enterprise Solutions verabschiedet sich das Unternehmen von TK-und Unified-Communications-Lösungen für Unternehmen. Avaya kann im Gegenzug seine offene Flanke im Enterprise-Networking-Business schließen.

Mit der Abspaltung des Enterprise Solutions Business geht der Ausverkauf beim kanadischen TK-Ausrüster Nortel weiter. Im April wurden die Layer-7-Switches für 18 Millionen Dollar an Radware verkauft. Im Juni brachte das Unternehmen seine Mobilfunkbereiche mit CDMA- und LTE-Technologie auf den Markt. Für die Mobilfunktechnik bot Nokia Siemens Networks 650 Millionen Dollar.

Damit wird Nortel, in den 90er Jahre eines der Lieblingskinder der Aktienzocker, langsam filetiert. Das einstige Spitzenunternehmen der TK-Branche wurde während des Internet-Booms für 250 Milliarden Dollar an der Börse gehandelt. Zu seinen Hochzeiten beschäftigte das kanadische Unternehmen rund 90.000 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren geriet der Konzern in arge Probleme. So drückte etwa eine milliardenschwere Schuldenlast auf das Geschäft. Zudem setzten neue, günstiger produzierende chinesische Konkurrenten die Kanadier unter Druck. Auch eine strategische Partnerschaft mit Microsoft in Sachen VoIP und Unified Communications rettete die Situation nicht mehr.

Nun verkaufen die Kanadier ihr Enterprise-Geschäft für 475 Millionen Dollar an Avaya. Damit steigt das Unternehmen, das aus einer Abspaltung von Lucent Technologies entstand und sich 2007 nur mit Hilfe von Finanzinvestoren am Markt behaupten konnte, in die Liga der großen Networking-Player auf. Hierzulande spielt Avaya vor allem seit der Übernahme von Tenovis eine Rolle. Forrester-Analyst Henry Dewing sieht den Deal durchaus positiv. Mit der Übernahme des Nortel Business fasse Avaya nun auch im Networking Business Fuß, so der Analyst. Zudem überflügele das Unternehmen nun Cisco hinsichtlich der Enterprise-Voice-Verkaufszahlen.

Aus Anwendersicht dürfte dagegen wichtiger sein, dass damit die Zitterpartie um die Zukunft von Nortels Enterprise-Geschäft beendet ist. Eine Nachricht, die etwa Hanif Lalani, CEO von British Telecom Global Services, positiv aufnahm. Er kann sich vorstellen, die Geschäftsbeziehungen zu Avaya weiter zu vertiefen.

Der Handel zwischen Nortel und Avaya benötigt aber in Kanada und den USA noch die Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden.