Hersteller arbeiten an vernetzten Fahrzeugen

Autos der Zukunft gehen mit Java oder Windows CE ins Internet

27.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems hat angekündigt, einen Standard für zukünftige Automobilanwendungen zu erarbeiten. Damit folgt das Unternehmen seinem Erzrivalen Microsoft, der bereits seit einiger Zeit an einer automobilen Softwareplattform auf Windows-CE-Basis bastelt.

Sun hat auf der "Convergence 2000", einer Konferenz für Autoelektronik in Detroit, bekannt gegeben, dass es mit dem General-Motors-Ableger Onstar bei der Entwicklung eines Java-Clients zusamenarbeite. Zukünftig sollen Onstar-Anwendungen den offenen Softwarestandard unterstützen. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt verschiedene Telematik- und Online-Dienste. Dazu zählen Navigationssysteme sowie sprachgesteuerte Internet-Anwendungen wie E-Mail, Wetter-, Börsen- und Kurznachrichten. Onstar kann auch Notfallmeldungen absetzen, wenn ein Airbag gezündet hat, und einen Wagen nach einem Diebstahl aufspüren. Derzeit nutzen eine Million Kunden das System.

Sun will Automobil-Standards setzenAuch andere Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz und Saab entwickeln Prototypen mit Netzwerktechnologien. Dabei soll ein integriertes Personal Network den Fahrern unter anderem das Synchronisieren ihrer Handhelds oder Laptops mit dem Auto ermöglichen.

IBM und Intel ließen auf der Veranstaltung verlauten, dass sie gemeinsam an einem ähnlichen, offenen Java-Standard für Telematikdienste arbeiten wie Sun. IBM will dabei seine "Visual Age Micro Edition Java" in die Partnerschaft einbringen, Intel seine Xscale-Chiparchitektur. Motorola ist bereits einer der Hauptzulieferer von Onstar. Trotz der vielfältigen Aktivitäten in der Industrie äußerte sich Suns Marketing-Direktor Curtis Sasaki gegenüber dem Branchendienst "Computergram" selbstbewusst: "Die anderen werden den Standards folgen müssen, die wir setzen. Bei solchen Prozessen sind wir gewöhlich sehr erfolgreich."

Hersteller testen Windows CEAngesprochen auf das Engagement von Microsoft in diesem Bereich, verwies Sasaki auf deren eher bescheidene Erfolge. Bisher soll die Gates-Company lediglich 3000 Autosysteme in den letzten zwei Jahren verkauft haben. Anders dürfte das wie üblich der große Widersacher aus Redmond sehen. Microsoft hat auf der Veranstaltung in Detroit eine spezielle Variante seines Embedded-Betriebssystems Windows CE 3.0 für Fahrzeuge vorgestellt. Das neue System ist eine integrale Komponente des kürzlich angekündigten "Car .NET"-Frameworks, einer Infrastruktur-Technologie, die erweiterte Kommunikations- und Computing-Möglichkeiten in Autos ermöglichen soll.

Bob McKenzie, General Manager in Microsofts Automobil-Geschäftsbereich, rechnet damit, dass der Markt für Fahrzeug-Computing stark wächst. "Dienste, die die Sicherheit und den Schutz erhöhen, haben für Autofahrer mit den höchsten Stellenwert." Vor 2002 wird allerdings in Expertenkreisen nicht mit einer Serienreife gerechnet. "Windows CE for Automotive 3.0" findet nach Angaben von Microsoft eine große Unterstützung in der Fahrzeugindustrie. Bosch und die japanische Denso haben die Produktion von verschiedenen Einbaugeräten angekündigt, die auf der Plattform der Redmonder basieren. Auch andere Zubehörhersteller wie Aisin, Clarion und Mitsui wollen CE unterstützen.