Autonomy übernimmt Verity

08.11.2005
Mit dem Deal entsteht ein großer Suchtechnikanbieter, der im Wettbewerb gegen IBM und Google bestehen soll.

Die englische Autonomy Corp. kauft den US-Konkurrenten Verity Inc. für 500 Millionen Dollar. Mit dieser Übernahme verschmelzen zwei führende Anbieter von Suchtechniken. Verity, das 1988 gegründet wurde, zählt zu den Veteranen in diesem Segment. Das Unternehmen gilt unter den Spezialisten als Marktführer und verbuchte zuletzt mit 142 Millionen Dollar einen rund doppelt so hohen Jahresumsatz wie Autonomy.

Die Geschäftszahlen belegen allerdings seit Jahren rückläufige Lizenzeinnahmen. Seit 2001 fielen sie von 108 Millionen auf 81 Millionen Dollar. Verity konnte diese negative Entwicklung durch den Ausbau seiner Servicesparte kompensieren. Diese profitierte von der großen installierten Basis, das Unternehmen reklamiert mehr als 15000 Kunden für sich. Die weite Verbreitung der Verity-Technik verdankt sich nicht zuletzt einem florierenden OEM-Geschäft, besonders mit Anbietern von Dokumenten-Management-Systemen.

Autonomy hatte die schwindenden Lizenzeinkünfte des Konkurrenten in der Vergangenheit als Zeichen dafür gewertet, dass dieser technisch nicht mehr mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten könne. Die Briten bezeichneten die Produkte von Verity sogar als primitiv. Einige Marktbeobachter spekulieren deshalb, dass es Autonomy bei der Übernahme primär um die Kundenbasis des Konkurrenten gegangen sein könnte.

Mitbewerber wie die norwegische Fast Search & Transfer nannten naturgemäß den Kaufpreis zu hoch und die Synergien zwischen den beiden Firmen gering. Tatsächlich zeichnet sich nach der Übernahme eine Arbeitsteilung zwischen den Produkten beider Hersteller ab, bei der Verity das untere Marksegment bedient, während sich Autonomy das Highend vorbehält. Die Verity-Tools für gehobene Ansprüche sollen auf die Autonomy-Plattform portiert werden. Verity brachte erst kürzlich die Version 6.0 seines "K2 Enterprise" auf den Markt. Um die in letzter Zeit besonders beachtete Desktop-Suche abzudecken, kaufte das Unternehmen im Juni Software des australischen Herstellers 80-20 Ltd. zu.

Die Positionierung von Verity im Lowend überrascht insofern, als die Firma mit ihrer Software auf Mainframes begann und zunächst im lukrativen Geschäft mit Geheimdiensten Fuß fasste. Gerade diesen seit dem 11. September 2001 wachsenden Markt machte Autonomy dem Konkurrenten streitig. Die semantischen Technologien der Briten, mit denen sich der Inhalt von Dokumenten maschinell erkennen lassen soll, erfreuen sich in diesem Bereich großer Nachfrage.

Verity bemühte sich seit einiger Zeit, neben den Produkten für die Enterprise-Suche auch Anwendungen für das Business- Process-Management zu vermarkten. Dazu übernahm die Firma 2004 Dralasoft und Cardiff Software. Letztere bot nicht nur eine Lösung für elektronische Formulare an, sondern eine vollständige Erfassungskomponente für papierene Vordrucke inklusive Erkennungssoftware (OCR).

Harte Zeiten für Spezialisten

Ovum-Analystin Angela Ashenden prognostiziert eine Konsolidierung des Marktes für Suchtechniken. Verantwortlich dafür seien besonders die Ambitionen der großen Player IBM und Google, aber auch Microsoft und Oracle könnten dabei eine größere Rolle spielen. In diesem Wettbewerb dürften laut Ashenden nur ein oder zwei Spezialisten bestehen. Nach der Verity-Übernahme könnte Autonomy einer davon sein. (ws)