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Wagniskapital für Blog-Softwarefirma

Automattic bekommt knapp 30 Millionen Dollar

23.01.2008
Automattic, die Internet-Firma hinter der quelloffenen Blog-Software "WordPress", hat 29,5 Millionen Dollar Venture Capital von unter anderem von New York Times Co. erhalten.

Vor einigen Monaten hatte Automattic die Übernahme durch eine größere Firma abgelehnt. Um welchen Bieter es sich dabei gehandelt hat, wollten weder Automattic noch seine Investoren verraten. Das Angebot habe Automattic aber mit 150 bis 200 Millionen Dollar bewertet und die neue Finanzierungsrunde befördert, erklärte Phil Black, der im Automattic-Verwaltungsrat sitzt. Black ist Partner bei True Ventures, das einen Teil der aktuellen Finanzierung beisteuert.

Bei kleinen Internet-Firmen wie Automattic stehen Wagniskapitalfirmen aus Sicht des "Wall Street Journal" oftmals vor dem Problem, dass ein Börsengang schlicht unrealistisch ist. Einzige Möglichkeit, aus Investments trotzdem Kapital zu schlagen, ist dann meist der Verkauf an ein größeres Unternehmen, selbst wenn dabei selten ein großer Gewinn herausspringt.

In Automattic hatten die ersten Geldgeber True Ventures, Radar Ventures und Polaris Venture Partners zuvor allerdings erst nur rund eine Million Dollar investiert, was schon eine kleinere Übernahme profitabel gemacht hätte. Die neue Finanzspritze soll unter anderem dazu dienen, die Automattic-Gründer bei Laune zu halten: Ein Teil der 29 Millionen Dollar wird laut Black dafür verwendet, dass die Gründer ihre Anteil an der Company teilweise versilbern können. Diese Praxis ist im Silicon Valley inzwischen häufiger anzutreffen, weil Firmengründer länger für den Aufbau ihrer Unternehmen brauchen, ohne dass jemals irgendwann der große Zahltag käme.

Automattic, das gegenwärtig 18 Mitarbeiter beschäftigt, will mit den neuen Geldern aber auch weitere Leute einstellen und vielleicht Zukäufe tätigen. Laut Vice President Raanan Bar-Cohen wurden bislang rund 2,2 Millionen Blogs mit WordPress aufgesetzt (darunter auch sämtliche der COMPUTERWOCHE). Die Software ist kostenlos, Automattic verdient aber Geld mit unter anderem Premium-Services und Werbung. Es betreibt den Spamfilter "Akismet" und hatte kürzlich den Avatar-Service "Gravatar" übernommen.

Nutzer einer auf WordPress.com kostenlos gehosteten WordPress-Installation erhalten demnächst übrigens 3 Gigabyte Speicherplatz für ihre Dateien (bislang gab es nur 50 Megabyte). Der Automattic-Gründer Matt Mullenweg schrieb, dies werde durch eine Reihe von Infrastruktur-Upgrades im vergangenen Jahr möglich. Für vergleichbar viel Speicherplatz beim Konkurrenten Typepad (Six Apart) koste wenigstens 300 Dollar im Jahr, so Mullenweg. Bei Googles Blogger.com gibt es zurzeit 1 GB kostenlos. WordPress.com-Kunden mit noch mehr Speicherbedarf können auch zukünftig gegen Geld Upgrades erwerben. Wer schon jetzt für 1 GB Platz zahlt, dessen Account wird kostenlos auf 5 GB aufgebohrt. (tc)