Auto-Zubehör-Lieferant Kamei setzt auf E-Business

12.06.2006
Mit dem Relaunch der Online-Präsenz hat der weltweit agierende Autozubehör-Spezialist Kamei aus Niedersachsen gleichzeitig einen modernen Webshop aufgebaut. Er nimmt jetzt eine zentrale Rolle bei der Kommunikation mit Kunden und Händlern ein und unterstützt Vertrieb und Marketing. Der Mittelständler entschied sich für eine E-Business-Lösung, die auch stand-alone lauffähig ist und an beliebige ERP-Systeme angebunden werden kann. Erst im zweiten Schritt soll eine neue ERP-Software installiert und an die Online-Lösung angeschlossen.

Beim Wolfsburger Mittelständler Kamei war seit Anfang der 90er Jahre die ERP-Lösung Kopias von Dakoda auf der Hardware-Plattform IBM AS/400 im Einsatz. Weil der Hersteller nicht mehr existiert und die Software deshalb nicht mehr weiterentwickelt wird, war der Umstieg auf ein anderes System notwendig geworden. „Unsere Strategie war es, mittelfristig auf ein neues, modernes ERP-System zu migrieren, das sowohl die Bereiche Fertigung als auch Handel unterstützt und mit dem Web-Shop gekoppelt werden soll“, erklärt Werner Stoffregen, IT-Beauftragter des Unternehmens. Das integrierte System sollte die gesamten Unternehmensprozesse und den Web-Shop zentral steuern.

Priorität hatte allerdings der Aufbau eines Web-Shops; die ERP-Umstellung wurde zunächst zurückgestellt. Für Marian Meier-Andrae, Enkel des Firmengründers und verantwortlich für die Vertrieb und Marketing bei Kamei: „Online gegangen sind wir schon 1998; wir haben dann die Website einem kompletten Relaunch unterzogen und gleichzeitig einen Web-Shop aufgebaut.“ Neben traditionellen Medien wie Papierkatalogen und CDs versprach Andrae sich von Internet und elektronischem Kataloge zusätzlichen Gewinn. „Diese Medien bieten viele Vorteile für den Vertrieb und das Marketing, wenn man international aktiv ist. Allerdings bedarf es auch einigen Aufwands, bis das komplette Portfolio elektronisch verfügbar ist und – ganz wichtig – die IT-Basis muss stimmen, sonst sind keine Synergieeffekte erzielbar“, betont er. Ein Web-Shop lässt sich im Vertrieb nur effizient nutzen, wenn die Basis mit Warenwirtschaft und die Anbindung an Unternehmensbereiche wie Rechnungswesen, Lager und Versand gelegt ist.

Als Karl Meier den Auto-Zubehör-Lieferanten Kamei im Jahre 1952 gründete, waren solche Problem noch unbekannt. Meier war nicht nur ein Visionär, sondern auch ein findiger Konstrukteur. Kaum jemand weiß, dass der Erfinder des Spoilers auch für viele andere Entwicklungen verantwortlich war: Von praktischen Schonbezügen für Sitze über Sicherheits-Kopfstützen bis hin zur Lenkradhülle gingen viele seiner Schöpfungen in die Automobilgeschichte ein. Der Ur-Spoiler für den VW Käfer, anfangs „Tiefensteuer“ genannt, war der Anfang einer Erfolgsgeschichte, die ganze Generationen von Fahrzeugen prägte. Nicht nur das Spoiler-Tuning der 80er Jahre beeinflusste das 1952 gegründete Unternehmen, auch im Markt für Dachboxen gehören die Niedersachsen zu den führender Anbietern. Zum heutigen Portfolio gehören außerdem Styling- Komponenten und eine Vielzahl weiterer Produkte. Rund 70 Prozent der Artikel kommen aus eigener Fertigung, 30 Prozent von Handelspartnern. Zu den Abnehmern zählen überwiegend Groß- und Einzelhändler weltweit sowie die Hersteller Volkswagen und Audi. Ein Schwesterunternehmen hat sich auf Sonderanfertigungen für Kleinstserien – wie etwa Polizei- und Rettungswagen - spezialisiert.

„Als der Relaunch der alten Website anstand, wollten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und den Web-Shop gleichzeitig aufbauen; ein drittes Projekt hätte unsere Kapazitäten gesprengt“, sagt Meier-Andrae. Den passenden Implementierungspartner für das E-Business-Projekt fanden die Wolfsburger mit der alltrotec GmbH, auf ERP-Systeme und E-Business-Projekte spezialisiert ist. Die Dresdner IT-Spezialisten sind Partner der Karlsruher ABAS Software AG und bieten die ERP-System abas-Business-Software für Fertigung und Handel sowie die E-Business-Lösung abas-eB an.

Die Lösunge abas-eB bietet vorgefertigte Web-Anwendungen, wie beispielsweise Web-Shop, Servicezentrum, Fremdsystem-Anbindung, Kunden- beziehungsweise Managementinformationssystem oder Lieferantenanbindung. Und: Zur Realisierung der Anwendungen steht im Hintergrund das abas-ERP-System mit Datenbank, vollem Funktionsumfang und Schnittstellen zur Verfügung. Die Lösung kann zudem auf verschiedenen Hardware-Plattformen betrieben werden – unter anderem auch auf IBM-iSeries, dem AS/400-Nachfolger und bevorzugten System von KAMEI.

Zu den Basisarbeiten gehörte der Aufbau der elektronischen Kataloge der verschiedenen Produktbereiche in der abas-Datenbank. Danach wurde das Warenwirtschaftssystems (WWS) mit dem Web-Shop und dem bisherigen ERP-Systems an abas-eB angebunden. Alle Artikelstammdaten, angepasste spezifische Artikelbereiche und -hierarchien, Produkt- und Artikelgruppen sind in der Datenbank abgebildet und können dort direkt aktualisiert werden. „Uns war es sehr wichtig, dass wir direkt auf die Daten zugreifen können und die Pflege selbst vornehmen. Somit haben wir alles in unserer Hand und können Änderungen sehr schnell umsetzen“, betont Stoffregen.

Trotz des betagten ERP-Altsystems gelang ein gute Integration von Web-Shop und ERP-System. Neben den Online-Shop-Features wie Warenkorb und Login für registrierte Kunden, die Verwaltung von Kunden- und Zahlungsdaten, das sofortige Anzeigen von Preisen und Versandkosten oder Online-Prüfung von Kreditkartenzahlungen ist Kommunikation sowohl mit den Online-Kunden als auch zwischen abas-Datenbank und Shop-Server nach neuesten Sicherheitsstandards verschlüsselt. „In der ersten Stufe haben wir das Shop-System auf unsere Endkunden in Deutschland ausgerichtet, denen wir verschiedene Navigationsmöglichkeiten bieten. Diese können unsere Artikel direkt nach Produktgruppen suchen, nach Fahrzeugtypen oder per Volltextsuche“, erklärt Meier-Andrae. Der Nutzer erhält als Such-Ergebnisse einen Überblick mit Bild, Artikelnummer-Produktbeschreibung und Preis bis hin zu Montageanleitungen.

In einer späteren Ausbaustufe können für den Shop auch individuelle Konditionen hinterlegt werden. Speziell für Händler soll der Web-Shop so bald wie möglich erweitert werden. „Die Kommunikation mit ihnen hat sich durch die Online-Bereitstellung des Produktkataloges zwar bereits wesentlich vereinfacht, aber wir möchten unserem wichtigsten Vertriebszweig natürlich mehr bieten“, betont Vertriebsleiter Meier-Andrae. Mit dem Online-Shop hat KAMEI eine wichtigen Schritt getan: Durch die direkte Ansprache von Endkunden wurde zum einen ein weiteres Vertriebsstandbein aufgebaut, zum anderen bietet der Internet-Verkauf die Möglichkeit, spezielle Angebote oder Kontingente schnell und ohne großen Aufwand rund um die Uhr am Markt zu platzieren.

Und auch der „Übergangsbetrieb“ mit der Kombination abas-eB/ERP-Altsystem läuft zuverlässig wie der IT-Beauftragte berichtet: „Der Standalone-Betrieb und die Offenheit der abas-Lösung zu Fremdsystemen funktionieren reibungslos. Für uns war dies das richtige Produkt zur richtigen Zeit“, resümiert Kamei-Vertriebsleiter Meier Andrae zufrieden.