Bitkom-Untersuchung über Lieferengpässe

Auswirkungen der Japan-Katastrophe verschärfen sich

11.04.2011
Eine stichprobenartige Umfrage des Hightech-Verbands Bitkom bei Händlern und Produzenten in Deutschland hat ergeben, dass die Auswirkungen der Japan-Katastrophe sich verschärfen.

"Die Nachwirkungen des Bebens, des Tsunamis und des Reaktor-Unglücks wirken sich immer stärker auf die weltweite Lieferkette im Hightech-Sektor aus", sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. "Die ungewöhnlich starken Nachbeben und die weiterhin schwankende Stromversorgung in einigen Regionen des Landes stellen die Produzenten immer wieder vor Probleme."

Nach Informationen der japanischen Unternehmen laufen die Reparaturarbeiten auf Hochtouren. Viele Werke beginnen zwar wieder mit der Produktion. Sie erreichen häufig aber noch nicht die volle Kapazität.

Lieferengpässe bereits Realität

In der Stichprobenumfrage wurden die Antworten großer Hersteller und Händler von Informations- und Kommunikationstechnik sowie Unterhaltungselektronik in Deutschland ausgewertet. Neben Endgeräten werden in Japan wichtige Vorprodukte, Bauteile oder Komponenten für die Hightech-Industrie wie Wafer, Chips oder Sensoren gefertigt. Vier von fünf der befragten Unternehmen beziehen Waren oder Vorprodukte aus japanischer Produktion. 17 Prozent der Hersteller und Händler registrieren aktuell Lieferengpässe bei Geräten, Komponenten oder Bauteilen. 19 Prozent erwarten Einschränkungen in den kommenden Wochen und 29 Prozent in den kommenden Monaten. Nur ein Fünftel erwartet keinerlei Auswirkungen.

Preissteigerungen kommen bereits

Die Katastrophe in Japan hat auch Folgen für die Preise. 21 Prozent der Hersteller und Händler beobachten bereits Preissteigerungen bei Produkten, Komponenten oder Bauteilen. 21 Prozent rechnen mit Preissteigerungen in den kommenden Wochen, 17 Prozent in den kommenden Monaten. 19 Prozent erwarten keine Preissteigerungen, zehn Prozent sind unentschieden.

Bitkom wiegelt bei Radioaktivität ab

Unterdessen wird die Frage gestellt, ob aus Japan eingeführte Waren radioaktiv belastet sind und diese in den Handel kommen können. Diese Gefahr besteht aus Sicht des Bitkom zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. An den Flughäfen wird ein Großteil der Güter vom Zoll auf Radioaktivität überprüft. Warenlieferungen auf dem Seeweg sind mehrere Wochen unterwegs und dürften daher noch vor dem Reaktorunfall auf den Weg gebracht worden sein. Die deutschen Häfen und der Zoll kontrollieren die Schiffe auf eine Strahlenbelastung. Weitere Informationen gibt es beim Umweltministerium unter www.bmu.bund.de oder auf den Webseiten der Bundesregierung.

Was und wie viel Deutschland importiert

Deutschland importierte aus Japan im Jahr 2010 Hightech-Produkte im Wert von 3,4 Milliarden Euro. Davon entfallen 1,6 Milliarden Euro auf Vorprodukte (elektronische Bauelemente und Leiterplatten) sowie 1,8 Milliarden Euro auf fertige Geräte. Zu den Fertigprodukten zählen die Unterhaltungselektronik (Fernseher, Digitalkameras etc.) mit einem Importvolumen von 730 Millionen Euro, die Informationstechnik (Computer, Drucker etc.) mit 670 Millionen Euro und Kommunikationstechnik (Handys etc.) mit Importen im Wert von 430 Millionen Euro. (jm)