Auswandern für den Job

01.07.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die größere Hürde wartete noch auf Laske, denn der Antrag auf eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung funktioniert dort nach eigenen Gesetzen. „Indonesien ist neben Nigeria das korrupteste Land der Welt und zeichnet sich durch eine aufgeblähte und extrem uneffektive Verwaltung aus“, schildert Laske seine Erfahrungen. Er erlebte eine fast einjährige Odyssee durch den Behördendschungel, ein Besuch der Geheimpolizei bei ihm zuhause inklusive. Ohne die Hilfe eines so genannten Agenten, der Behördengänge übernimmt, Formulare besorgt und Umschlägen mit Dollarnoten unter dem Tisch weiterreicht, wäre ihm nur der Rückflug geblieben. Doch der abenteuerlustige Informatiker lernte seine Lektion: „Mit Geld und Beziehungen kann man fast jedes Problem lösen.“

Im Nachhinein hätte sich Laske die Unterstützung und das Netzwerk eines großen Unternehmen gewünscht, das ihn von der Kontoeröffnung bis zur Steuererklärung unterstützt. Während der politischen Unruhen 1999 verließ das Ehepaar Laske Indonesien, ging kurzfristig nach Deutschland zurück, um bald wieder die Koffer zu packen und nach Shanghai umzuziehen. Während des ersten Jahres als Freiberufler und Teilzeit-Hausmann in China kümmerte sich Laske um die beiden Kinder, schrieb einen Roman und bildete sich zum Yoga-Lehrer weiter.

Seit drei Jahren arbeitet der heute 35-Jährige als Projekt-Manager in einem kleinen Joint Venture von DaimlerChrysler. „Meine Frau hat eine Ex-Patriate-Stelle und sie ist diejenige, die mir in den jeweiligen Anfangszeiten in Indonesien und China die wirtschaftliche Sicherheit garantierte und so den Nachzug erst ermöglichte.“ Zu einem Neuanfang auf eigene Faust rät Laske nur Leuten, die sich gut darauf vorbereiten, über Erfahrung verfügen und mit einer Zusatzausbildung und Persönlichkeit punkten können.

„Als IT-Fachmann muss man sich darüber im Klaren sein, dass nun beinahe jedes Land eine große Schar junger und auch recht gut ausgebildeter Leute hat, die mit den Ausländern um einen Job in einer interessanten Firma konkurrieren“, und er fügt hinzu: „Vor den heimischen Problemen davonzulaufen und auszusteigen endet meistens mit einem Berg Schulden und der umgehenden reumütigen Heimkehr. Deshalb mein Tipp: Bevor man aussteigt, muss man erst eingestiegen sein.“ Wer im Heimatland den Anforderungen nicht gewachsen sei, werde im Ausland ebenfalls Schwierigkeiten bekommen.

Beruflich bedeutete der Umzug eine Verschlechterung für den Informatiker, denn die Arbeitstage in China sind lang, das Einkommen niedrig. Fachlich erfordert der Job die Qualitäten eines Generalisten, der in der Lage ist, Brücken zu schlagen. „Jeder Anfang ist schwer. Im privaten und persönlichen Umfeld habe ich ein interessantes Leben gewonnen.“

Europas offene Grenzen