Auswandern für den Job

01.07.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Die 42-jährige Quereinsteigerin lernte im letzten Jahr während eines sechsmonatigen Arbeitsaufenthalts in San Francisco das US-amerikanische Arbeitsleben kennen und war von der dortigen Flexibilität beeindruckt. Nach ihrer Rückkehr wollte sie wieder in Deutschland einsteigen, fand allerdings keinen Job als IT-Projektleiterin. Was tun? Sie entschied sich für einen Neustart in den USA und suchte intensiv nach einem Job. „Ich konnte bereits viele Kontakte knüpfen, die ich jetzt nutze und weiter ausbaue“, erklärt sie ihre Strategie und hofft, auf diese Weise eine Stelle zu finden. Mindestens genauso schwierig wie die Jobsuche gestaltet sich das Visa-Procedere. „Die größte bürokratische Hürde ist ein Arbeitsvisum zu bekommen. Seit dem 11. September wurden die Bedingungen verschärft“, erklärt Kunzelmann. Doch sie ist zuversichtlich, dass sie jetzt die Gelegenheit hat, ihren Traum zu verwirklichen.

„Pack an und mach was aus dir“ Mit kostspieligen Auslandsentsendungen locken heute Unternehmen nur noch wenige Spezialisten. International arbeitende Firmen bieten dagegen ein gutes Sprungbrett, um ganz in eine Auslandsniederlassung oder eine Firmenzentrale zu wechseln. Bernd Schmalzridt nutzte diese Chance und wechselte vor drei Jahren vom SAP-Firmensitz in Walldorf in die US-Niederlassung nach Palo Alto. „Hier bin ich näher am Puls der Software“, meint der 36-jährige Wirtschaftsinformatiker.

Schmalzridt hat einen amerikanischen Arbeitsvertrag und arbeitet zu den dortigen Bedingungen. Die hierzulande gefürchtete Hire-and-Fire-Mentalität in den USA sieht er als Ansporn. „Das Arbeitsklima ist offener, ein ,Fire’ ist für den Arbeitnehmer weniger schlimm, da er in der Regel viel schneller als in Deutschland wieder einen Job findet“, schildert er seine Erfahrungen. Sein Arbeitsvisum wurde vor kurzem um weitere zwei Jahre verlängert.

Bernd Schmalzridt: "Es kommt hier mehr auf die Arbeitsergebnisse an."

Für viele potenzielle Auswanderer stellt das Arbeitsvisum für die USA momentan ein Nadelöhr dar. Ein so genanntes H-1B-Visum wird in der Regel für drei Jahre bewilligt, nur in seltenen Fällen erhalten Einreisewillige auf Anhieb ein Visum für sechs Jahre. In diesem Jahr kommen 195000 Ausländer in den Genuss dieser befristeten Arbeitserlaubnis, im kommenden Jahr soll sich die Zahl auf 65000 reduzieren. Inzwischen gibt es Anwälte, die sich auf die neue Zielgruppe der Einwanderer spezialisiert haben und gegen eine Gebühr die Formalitäten in vier Wochen erledigen.