Auswandern für den Job

17.06.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Europas offene Grenzen

Innerhalb der europäischen Union steht dem Jobwechsel in ein Nachbarland inzwischen nichts mehr im Weg. Frank Bergmann hatte seine Wohn- und Arbeitserlaubnis in Spanien innerhalb von sechs Wochen. Anfang 1998 zog der Informatiker mit seiner spanischen Frau nach Barcelona. Nach einem dreimonatigen Intensiv-Sprachkurs verlief die Jobsuche reibungslos. Angebote gab es in lokalen Zeitungen, und auch das Konsulat bot seine Hilfe an. Als Projekt-Manager arbeitete er zwei Jahre für Gedas, anschließend als CTO (Chief Technology Officer) bei einem Consulting-Unternehmen.

Im September 2001 gründete Bergmann seine eigene Firma Fraber-Consulting und ist heute als freiberuflicher IT-Berater tätig. „Die Bedingungen in Spanien haben sich erheblich verschlechtert, der Arbeitsmarkt hier ist fast nicht mehr existent, die Gehälter sind sehr niedrig?, klagt Bergmann.

Gehen oder Umziehen

Anfang diesen Jahres stand Jan Bischoff vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder er würde seinen Job verlieren oder seine Koffer packen und nach Paris ziehen. Der promovierte Physiker hatte in den vergangenen sechs Jahren Software für den Handel einer fanzösischen Bank in Frankfurt am Main entwickelt. Als das Unternehmen seine deutsche Niederlassung verkleinerte, trafen die Umstrukturierungen auch die IT-Abteilung. „Es hat sich einfach angeboten. Als Angestellter konnte ich relativ bequem nach Paris wechseln, und musste mir keinen neuen Job suchen. Frankreich hat mir schon immer gefallen, Job und Karriere spielten bei meiner Entscheidung nur eine Nebenrolle?, erklärt der 37-Jährige seine Motivation.

Die bürokratischen Hürden waren minimal, der Arbeitgeber unterstützte den Softwareentwickler bei der Anmeldung von Kranken- und Rentenversicherung. Neben sprachlichen Hürden entpuppte sich die Wohnungssuche als echte Herausforderung. In Frankreich verlangen die Vermieter neben einer Bürgschaft weitere Garantien, aber hier halfen Freunde weiter. Im Arbeitsalltag blieb der Kulturschock aus. „Mit einigen meiner neuen Kollegen hatte ich schon von Frankfurt aus zusammengearbeitet und wusste, worauf ich mich einlasse?, erklärt Bischoff und fügt hinzu: „Hier hat sich zwar anfangs niemand wirklich um mich gerissen, aber mittlerweile läuft es ganz gut.?