Der Teufel lauert im Detail:

Auswahlmöglichkeit bei Anwender-Software sehr beschränkt

30.11.1979

MÜNCHEN (CW) - Im Isis-Firmenreport von lnfratest - dem Standardwerk über Software-Hersteller und -Produkte - ist die Leistungsbeschreibung von Programmen absichtlich auf ein Minimum beschränkt. So steht es unter "Hinweise zum Gebrauch" zu lesen. Für den Software-Sucher bedeutet dies eine Beschränkung der Informationsmöglichkeiten auf Existenzbeweise, Batch- oder Dialogverarbeitung und in etwa eine Vorgabe der Anlagengröße, auf der das Programm laufen kann. So erläutert Dietmar Axmann, Abteilungsleiter Org/DV bei NAK Stoffe KGaA, Augsburg, seine ersten Versuche, Übersicht in das Software-Angebot zu bringen.

Innerhalb des Unternehmens verläuft der Auswahlprozeß verhältnismäßig einfach. Man erstellt, so Axmann, ein Anforderungsprofil, überlegt, welche Probleme zu lösen sind - so muß zum Beispiel die Materialwirtschaft in Angriff genommen werden - und formuliert das, was von der vorhandenen Hardware und Software verlangt werden kann. Bei der NAK steht eine IBM 370/135 mit umfangreicher Peripherie zum Dialogbetrieb (16 Sichtgeräte und zwei Drucker). Auf der Betriebssoftware-Seite sind BTAM (Basic Telecommunication Access Method), ein Spool-System (simultanous periphal operations on line) von SDI Computer Systems GmbH, München, Programme zur Hardware-Vermessung, viel Tuning in der Software sowie ein FAST/TP zur Prioritätenvergabe bei Dialog und Stapel -installiert.

"Mit dem Isis kann man anfangen", meint Axmann, "doch reicht er allein; nicht aus." Mit Hilfe des Kataloges kreist er die Möglichkeiten ein, und bittet dann vier oder fünf Hersteller um genauere Unterlagen über ihr Software-Angebot auf dem gewünschten Sektor.

Waldemar Detloff, EDV-Koordinator bei Babcock Krauss Maffei, München, würde sich nach dem Blättern im Report von dem hauseigenen DV-Dienstleistungsbetrieb beraten lassen. "Der Preis ist zwar entscheidend, doch überprüfen wir nicht, ob es das billigste Angebot ist. Wichtig ist bei uns, daß alles aus einer Hand kommt."

"Der Teufel steckt bei der Software im Detail", erklärte Joachim von Dalwigk, Leiter der EDV bei der Thosti Bau AG, Augsburg, der zur Zeit nur Batch-Verarbeitung auf seiner Siemens 7.730 laufen hat. "Bei einer Präsentation glaube ich erst mal gar nichts. Es gibt keine allgemeingültigen Kriterien, um ein Urteil über ein Programm-Paket zu fällen. Man muß jedes Programm ganz genau anschauen", und das habe zur Folge, daß der Markt auf sehr wenige Anbieter schrumpfe, weil eine genauere Beschäftigung Zeit kostet. Ein Kriterium stellte er allerdings heraus. "Wenn ein Programm auf einer ähnlichen Anlage wie der unseren läuft, gibt es da schon mal keine Probleme." Bei einem Paket für Rechnungswesen verließ er sich auf den Rat des Herstellers, der ein kleines Softwarehaus in der Nähe von Stuttgart empfahl.

Das Problem im Software-Geschäft sieht Dalwigk nicht in veralteten Programmen, die auf immer komfortableren Anlagen laufen. "Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, daß die Hersteller - und dabei denke ich besonders an einen ganz großen -, bei denen die Programme nicht so besonders gut sind, immer schnellere Anlagen zu verkaufen suchen, damit die nicht so guten Programme schneller laufen. Die Hierarchie der Betriebssysteme legt den Gedanken an Parkinson nahe".

Axmann, der von "befriedigenden Antwortzeiten" von weniger als drei Sekunden, in Ausnahmefällen zwischen vier und fünf Sekunden spricht, installierte kürzlich das Diagramm-System "Pasdis" der SSG Software Service GmbH, München. Vorausgegangen waren zwei Fehlschläge mit anderen kommerziellen Programmen auf diesem Bereich. Auf Pasdis kam Axmann über eine Anzeige. "Die Programme lasse ich mir mit unseren eigenen Daten vorfuhren", auch ein Zeitfaktor, der die Auswahlmöglichkeiten verringert. Von einem echten Wettbewerb der verschiedenen Anbieter - oder von einem Markt für Software von der Stange - könne man bei dieser Undurchsichtigkeit der Ware kaum sprechen. Gekauft wird sie aber, so Dalwigk, weil sie billiger und schneller verfügbar ist als der Eigenbau.