Auswahl des richtigen Plattentyps

17.10.1975

Diplomkaufmann Einar Scholz

Für die meisten Benutzer von IBM-/370-Systemen erweist sich das Auswahlproblem hinsichtlich des richtigen Plattentyps immer mehr als ein schwieriges Problem. So können insgesamt 3 Plattentypen angeschlosssen werden, wenn man einmal von 29-Mio.-Platten abstrahiert. Dabei handelt es sich um die Typen 3330 mit 100 bzw. 200 Millionen Bytes pro Stapel, die Typen 3340 mit 35, 70 oder 280 Millionen Bytes pro Stapel und um die neuen

Typen 3350 mit 317 Millionen pro Laufwerk. Dem Benutzer sollen einige Punkte an die Hand gegeben werden, so daß das Auswahlproblem überschaubar wird.

Software- und Hardwareunterstützung

Für manche EDV-Benutzer stellt sich das Problem insofern einfacher dar, als die neuen 3350-Platten im Originalmodus nur im OS unterstützt werden oder aber 3330-Platten gar nicht an das System hardwaremäßig angeschlossen werden können. Hier bieten sich nur die 3340-Platten an.

Kapazität/Anzahl der Einheiten

Einer der wichtigsten Gesichtspunkte bei der Auswahl des richtigen Plattentyps ist die Kapazität in Millionen Bytes. Diese Kapazität steht jedoch in direktem Zusammenhang mit der Anzahl der Laufwerke. Wenn etwa bei mittleren Systemen 300 - 400 Millionen Bytes für die Speicherung aller wesentlichen Informationen benötigt werden, so kann dies durch 4 Laufwerke des Typs 3330-1 oder durch 5 - 6 Laufwerke des Typs 3340 mit 70 Mio. Bytes je Stapel gelöst werden. In fast allen Fällen ist dabei das Konzept 3340 preislich und durchsatzmäßig günstiger, wenn man einmal von Überlegungen hinsichtlich Mixed Hardware absieht. Bei der Bestimmung der Anzahl der Einheiten muß unbedingt geklärt werden, ob man Wechselstapel benötigt oder nicht. Je weniger man diese Technik benötigt, um so mehr spricht dies für das Konzept der 3330- oder 3350-Platten.

Armbewegungen

Große Platteneinheiten bieten jedoch nicht nur Vorteile. Man handelt sich immer den Nachteil mit ein, daß man mehr Armbewegungen über alle Dateien in Kauf nehmen muß. Bei einem Stapel mit 200 Millionen Bytes konzentrieren sich in der Regel wesentlich mehr Dateien auf einem Stapel, so daß durch den Einfluß eines Multi-User-Betriebs mehr Armbewegungen erforderlich werden. Dies wirkt sich beim intensiven

Multiprogramming-Betrieb besonders nachteilig aus, da Verzögerungen zwangsläufig auftreten, wenn mehrere Dateien auf einem Stapel gleichzeitig von mehreren Partitions bearbeitet werden. Speziell sequentielle oder logisch fortlaufende Bearbeitungen von Plattenbeständen können sich dadurch beachtlich in der Laufzeit verzögern. Geht man dagegen von einem umfangreichen Datenbankkonzept mit einer Vielzahl von Dateien aus, so ist in den meisten Fällen - unabhängig vom Plattentyp - eine Armbewegung notwendig, da die Zugriffe sich durch eine vom Benutzer geforderte Transaktion ergeben. Besonders im Multi-User-Konzept, wo von mehreren Terminals gleichzeitig eine gemeinsame Datenbank upgedatet wird, muß man von einer sogenannten "worst-case-Rechnung" ausgehen, um die Zeit für einen Zugriff zu erhalten. Es erweist sich bei derartigen umfangreichen Dateien als sinnvoll, große Plattenstapel zu wählen, weil jetzt die Kosten entscheidend werden.

Kostengesichtspunkte

Bei der Kostenermittlung darf man nicht nur die monatlichen Mietbeträge für die Laufwerke betrachten, sondern muß die eventuellen Reibungsverluste auf der Seite der Zentraleinheit (Wartezeiten, Auslastung) mit berücksichtigen.

Minimalkonfiguration

Bei mittleren und kleinen Systemen muß man stark auf die Anzahl der Laufwerke achten, um im Falle eines Ausfalls noch einen reduzierten Betrieb aufrechterhalten zu können. Durch Einrichtungen wie Strangumschaltung etc. kann man sich hier gut behelfen, ohne die Anzahl der Laufwerke ins uferlose steigen zu lassen.

Übertragungsgeschwindigkeit/Zugriffszeiten

Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind nur dann von besonderem lnteresse, wenn umfangreiche Satzgrößen gegeben sind und dementsprechend lange Lesezeiten pro Satz anfallen. Ansonsten würden diese Zeiten in denen für den Zugriff fast untergehen. Es kann jedoch sehr interessant sein, das Fix-Kopf-Prinzip bei den 3340- oder 3350-Einheiten für das Betriebssystem oder aber auch für Indices auszunutzen, um so den Zugriff erheblich zu beschleunigen.

Wichtig ist es heute für jeden EDV-Benutzer, daß er möglichst unabhängig von der Hardware programmiert, damit er sich den zukünftigen Neuerungen schnell und problemlos anpassen kann; denn was heute gut und preiswert ist, kann morgen schon schlecht und teuer sein.