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Ausverkauf deutscher IT GmbHs schreitet voran

21.04.2004
Analysten erwarten eine weitere Konsolidierung im deutschen IT-Servicemarkt. Eine aktive Rolle sprechen die Experten internationalen Beratungshäusern zu.

Die Marktanalysten von Forrester Research und der Meta Group erwarten eine weitere Konsolidierung im deutschen IT-Servicemarkt. Eine aktive Rolle sprechen die Experten neben den hiesigen Branchengrößen T-Systems und Siemens Business Services (SBS) internationalen Beratungs- und Dienstleistungshäusern wie Capgemini, Atos Origin, IBM, CSC und Hewlett-Packard zu.

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Betroffen werden vornehmlich die IT-Ausgründungen deutscher Großkonzerne sein. Die Veräußerung der Thyssenkrupp-Tochter Triaton an Hewlett-Packard sehen die Anaylsten lediglich als Auftakt einer Verkaufswelle. Der RAG-Konzern kündigte bereits an, sich von der RAG Informatik trennen zu wollen, und der Karstadt-Quelle-Konzern sucht einen Partner für die IT-Tochter Itellium. Zuvor hatten bereits Unternehmen wie die Drägerwerke, Rheinmetall und Vorwerk ihre IT-Ausgründungen verkauft.

Die Forrester-Analysten machen die mäßige Entwicklung des IT-Servicemarkts für den Ausverkauf verantwortlich. Ihrer Einschätzung zufolge wächst das IT-Dienstleistungsgeschäft in Deutschland Österreich und der Schweiz "bis 2008 im Jahresdurchschnitt um lediglich sieben Prozent ", so Forrester. Nur wenige der IT-Servicetöchter großer Konzerne dürften noch die Umsätze und Profitabilität vorweisen, die in den 90er Jahren erzielt wurden. Für die Muttergesellschaften stelle sich daher die Frage, ob sie sich von ihnen trennen, sie verkleinern oder mit anderen Anbietern zusammenführen sollen, meinen die Forrester-Analysten Jost Hoppermann und Andrew Parker.

Ein Verkaufskandidat ist für sie die West LB Systems. Als Indiz für die Veräußerungsabsichten werten Hoppermann und Parker die Tatsache, dass der Mutterkonzern bereits das banknahe Kerngeschäft der IT-Tochter wieder ins Unternehmen zurückgeführt hat. Hingegen steht ihrer Meinung zufolge die VW-Tochter Gedas nicht zur Disposition, weil der Automobilhersteller derzeit Bemühungen zeigt, die Aktivitäten der IT-Tochter enger an die eigenen Bedürfnisse auszurichten.

Die Meta Group sieht hingegen vornehmlich die RWE Solutions und die Deutsche Post IT Solutions in der Diskussion, rät an eine Übernahme interessierte IT-Dienstleister jedoch grundsätzlich zu Vorsicht bei allen Kandidaten. Es stelle sich nicht allein die Frage eines profitablen Betriebs, sondern vor allem auch nach der Geschäftsentwicklung des Mutterkonzerns. Sei dieser in stagnierenden beziehungsweise rückgängigen Märkten tätig, könne dies auch die Umsatz- und Gewinnentwicklung der IT-Tochter begrenzen. Zudem müssten die Interessenten die starken Auslagerungstendenzen von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer und der Konzentration vieler Konzerne auf Investitionen in China und Asien in die Bewertung von IT Töchtern einfließen lassen. (jha)