Einfuhren deutscher DV-Technik überdurchschnittlich gestiegen

Australiens Computermarkt derzeit lustlos bis depressiv

16.08.1991

SYDNEY (CW/vwd) - Lange Gesichter auf dem australischen Computermarkt: Die Investitionsbereitschaft von Staat und Privatwirtschaft ist in allen Bereichen stark zurückgegangen und hat damit auch DV-Produkte zu Ladenhütern werden lassen. Eine Verbesserung der Lage ist derzeit nicht erkennbar.

Neben allgemeinen konjunkturellen Faktoren wird eine zunehmende Marktsättigung im Bürobereich für die einbrechenden DV-Umsätze verantwortlich gemacht. Branchenexperten glauben nicht, daß sich zweistellige Zuwachsraten, wie sie in den 80er Jahren die Regel waren, auf absehbare Zeit wieder realisieren lassen.

Nicht alle sind von der Rezession betroffen: In einzelnen Segmenten des Rechnermarktes gibt es noch immer überdurchschnittliche Wachstumsraten - allerdings zu Lasten anderer Produktbereiche. Beobachter nehmen an, daß der jährliche Absatz von Miniatur-PCs (Notebook-PCs) beispielsweise bis Mitte der 90er Jahre um rund 50 Prozent jährlich ansteigen wird.

Auch das Marktpotential für Laptops scheint noch längst nicht ausgeschöpft. Hier wird immerhin mit einem Wachstum von rund 20 Prozent pro Jahr gerechnet. Ähnlich lauten die Prognosen für hochspezialisiertes PC-Equipment.

Pläne der australischen Telekommunikationswirtschaft lassen darauf schließen, daß der Bedarf an Computern zu Steuerungszwecken steigen wird. Die beiden vor der Fusion stehenden staatlichen Fernmeldegesellschaften OTC und Telecom wollen in den nächsten Jahren den Ausbau des ISDN-Kommunikationssystems forcieren. Überdies ist noch vor Mitte der 90er Jahre die Gründung privater Telefongesellschaften in Australien wahrscheinlich, was einen Nachfrageschub bei Spezialrechnern auslösen dürfte.

Bei Marine, Heer und Luftwaffe wird die Modernisierung, sprich: Computerisierung, beschleunigt fortgesetzt. Auch die Energiewirtschaft will sich bei der Stromversorgung des Landes immer mehr auf computergestützte Systeme verlassen. In der Industrie finden CAD- und CAM-Systeme zunehmende Anklang.

Bundesdeutsche DV-Produkte haben auf dem traditionell recht innovationsfreundlichen fünften Kontinent bislang kaum eine Rolle gespielt. In einigen Teilgebieten indes, besonders im Telekommunikationsbereich, besteht Hoffnung auf Besserung.

Einer offiziellen australischen Statistik zufolge sind die deutschen PC-Lieferungen im letzten Jahr regelrecht explodiert: von 4846 Einheiten im Außenhandelsjahr 1988/89 auf 33 725 Einheiten im Jahr 1989/90. Wertmäßig stiegen die Importe von Büro- und DV-Technik aus der Bundesrepublik im gleichen Zeitraum um 57 Prozent von 53,7 Millionen auf 84,6 Millionen australische Dollar (zirka 115 Millionen Mark).

Beherrscht wird der Markt ganz eindeutig von Produkten aus den USA und aus Japan. Im letzten Außenhandelsjahr wurden Computer für rund zwei Milliarden australische Dollar importiert (1988/89: rund 1,9 Milliarden australische Dollar). Die lokalen Ausgaben für Hardware-Erzeugnisse erreichten im Kalenderjahr 1990 rund 3,9 Milliarden australische Dollar. Für 1991 rechnen die Experten mit dem gleichen Betrag.

Von den Hardware-Umsätzen entfielen rund 1,7 Milliarden australische Dollar auf 500 000 verkaufte Personal Computer. Marktführer in diesem Segment ist mit einem Anteil von rund 10,3 Prozent Apple. Es folgten Amstrad mit 8,6 Prozent, IBM mit 8,3 Prozent und Toshiba mit 5,5 Prozent. Alle anderen Anbieter kommen auf weniger als fünf Prozent. Die australische Regierung hat zahlreiche ausländische Computeranbieter zu Investitionen auf dem fünften Kontinent aufgefordert. Als Folge kommt langsam eine eigenständige Hardwareproduktion in Gang. Obwohl einzelne Güter bereits exportiert werden, kann jedoch von einer nennenswerten australischen Computerindustrie noch nicht gesprochen werden.