Französische SW-Anbieter verstärken internationales Engagement:

Auslandsgeschäft soll Profit ankurbeln

02.05.1986

PARIS (CW) - Verstärkt engagieren sich französische DV-Anbieter in letzter Zeit auf dem internationalen Markt. Das Aufkaufen ausländischer Unternehmen sowie Jointventures sehen sie neben Aktionen an der Börse als hauptsächliche Trumpfkarten, um ihre immer noch schwache Finanzsituation zu stabilisieren.

Viele der "Sociétés de Service et d'Ingénierie Informatique" (SSII) verdanken zumindest einen Teil ihres Erfolges den von der Regierung subventionierten Technologieprogrammen. Das Spektrum der geförderten Projekte reicht von Entwicklungen für die Rüstungsindustrie bis zum nationalen Bildschirmtext-System.

Solche Verträge mit Institutionen der öffentlichen Hand sind für viele französische Softwareanbieter zwar immer noch wichtig, die meisten von ihnen versuchen jedoch, sich aus der übergroßen Abhängigkeit von der Regierung zu lösen.

Einer Studie der International Data Corporation (IDC) zufolge stammen acht der zwölf wichtigsten europäischen Softwareanbieter aus Frankreich. Der Schlüssel zum Erfolg liegt für die SSIIs nach Meinung der Marktforscher in ihrem dezentralisierten Management. Allerdings verweist ihre schwache Kapitallage die französischen Unternehmen im internationalen Geschäft noch immer auf die Plätze.

Der weltweit bekannteste französische SW-Anbieter ist Cap Gemini Sogeti. Im Januar baute das Softwarehaus seine US-Aktivitäten aus, indem es die Beratungs-Division von CGA-Computer übernahm. Das Amerika-Geschäft macht inzwischen etwa ein Drittel des von Cap Gemini mit 407 Millionen US-Dollar bezifferten Gesamtumsatzes aus. Ein

weiteres Drittel der Einnahmen kommt aus dem europäischen Auslandsgeschäft.

Ein gutes Beispiel für das veränderte Gesicht der französischen Softwareindustrie ist auch die Compagnie Générale d'Informatique. Das Unternehmen, dessen Umsatz dieses Jahr auf 560 Millionen Francs geschätzt wird, hat sich landesweit zum Marktführer für industrielle Multi-User-Softwarepakete gemausert. Etwa 24 Prozent des CGI-Umsatzes kommt über das Auslandsgeschäft zustande.

Positive Veränderungen prägen auch das Bild des von der Finanzgesellschaft Paribas gegründeten Softwareanbieters Sema-Meta. Das Unternehmen, das mehrere Jahre rote Zahlen geschrieben hatte, scheint jetzt die Talsohle überwunden zu haben. Etwa fünf Prozent des Gesamtumsatzes resultieren aus dem Rüstüngsbereich, doch macht Sema-Meta auch erhebliche Profite mit der Entwicklung von Multi-User-Softwarepaketen. Um das US-Engagement auszubauen, kauften die Franzosen 1984 das amerikanische Unternehmen Intec und steigerten ihre Aktivitäten im Bereich Kontrollsysteme für den zivilen Einsatz.

Sema-Meta, Paribas und die französische IBM-Tochter kündigten jetzt Pläne für ein Joint-venture an, das die Vermarktung von Informationsserviceleistungen für kommerzielle Benutzer zum Ziel hat.