Aus Gier Electronics wird Datapoint Deutschland GmbH:Rechner mit Standalone- und Netzqualitäten

22.05.1981

HANNOVER (pi) - Einen neuen Multiprocessing-/Multitasking-Rechner (Modellbezeichnung 8800) mit dem ebensoneuen Betriebssystem RMS (Resourse Management System) hat die Datapoint Corporation, San Antonie (Texas}, in den Vertrieb genommen. Mit der TRW Inc., Cleveland (Ohio), ihrem bisherigen internationalen Distributor, kam Datapoint überein, die internationalen Vertriebsgesellschaften sowie -rechte in eigene Regie zu übernehmen. Damit geht auch die TRW-Tochter Gier Electronics in Hannover an Datapoint über.

Der in San Antonio entwickelte und gefertigte 8800 hat eine Hauptspeicher-Kapazität von 256 KB bis zu einem Megabyte, benutzt nach Herstellerangaben neueste Technologie und besteht aus einem Zentralrechner und den Hauptspeicherbausteinen, die durch Kanalrechner unterstützt werden und durch einen Hochgeschwindigkeits- und DMA-Kanal miteinander verbunden sind.

Diese Architektur, erläutert Datapoint, erlaubt den Kanal-Rechnern mit ihrer eigenständigen Rechnerleistung und bis zu 64 KB unabhängigen Speicher-Moduln, den Zentralrechner von zeitraubenden Ein-/Ausgabe-Aufgaben zu entlasten und Magnetplatten, Magnetbänder und Datenferneinheiten zu steuern.

Kompatibel mit hauseigenen Rechnern

Unter Berücksichtigung von Datapoints Strategie, eine weitgehende Geräte-Kompatibilität aufrecht zu halten, benutzt der 8800 einen erweiterten und verbesserten Befehlssatz des 6600, der vielen Datapoint-Benutzern vertraut ist.

Das Gehäuse des 8800 bietet Platz für 20 Einschübe. In der Grundausführung werden drei Einschübe durch die Speichermoduln, drei durch den Zentralrechner und zwei durch Interfaces belegt. Die anderen zwölf Einschübe stehen dem Benutzer zur Verfügung.

Diese Moduln sind zusätzliche Speicherbausteine, Magnetplattensteuereinheiten, Datenfernübertragungs-Kontroller, Kanalrechner oder Datapoint Kanal-Interface, mit dem weitere Prozessoren in einem ARC-Netzwerk verbunden sind. Auf den beiden Interface-Einschüben ist eine Datapoint 5500-kompatible Schnittstelle für vorhandene externe Einheiten, wie Drucker oder Magnetbänder vorgesehen.

Auf der Basis des Datapoint 8800 werden drei Grundkonfigurationen angeboten: Ein eigenständiges System, in dem der 8800 alle Funktionen abdeckt; ein Datei-Rechner, als der der 8800 die Datei- und Magnetplattenverwaltung sowie andere Aufgaben übernimmt; oder ein Anwendungsrechner, wo der 8800 vollständig zur Bearbeitung der Anwendungsprogramme eingesetzt ist und durch andere Prozessoren innerhalb eines ARC-Systems seine Zugriffe auf Dateien befriedigt.

Für den Dateirechner ist die Modellbezeichnung 8840 vergeben worden. In der Grundstufe werden durch den Dateirechner mindestens 202 MB Online-Plattenkapazität; verwaltet, von denen 67 MB auf einer Wechselplatte untergebracht sind, um Dateikopierungen und Sicherheitsplatten zu erstellen. Die Plattenkapazität kann durch sechs weitere Magnetplattenlaufwerke jeweils von 135 MB Kapazität aufgestockt werden, so daß insgesamt über eine Milliarde Bytes Online-Speicher zur Verfügung stehen.

Der 8800 stellt durch den 16-Bit-Befehlsrahmen eine Erweiterung der Architektur der Datapoint-Rechner dar, meint der Hersteller. Die Minimum-Hauptspeicherkapazität betragt 256 KB. Der Speicher kann in Schritten von 128 KB auf ein Maximum von ein Megabyte aufgerüstet werden. 256 KB Hauptspeichergröße bietet einen attraktiven Startpunkt für den Benutzer, glaubt Datapoint.

Das Design des 8800 sieht ein kleines Bedienerfeld vor, das zu Diagnosezwecken mit einer Tastatur, einer Leuchtanzeige und einer Magnetbandkassette für Diagnose-Programme ausgerüstet ist. Als Konsol-Bildschirm wird bei dem 8800 ein Standard-Bildschirmarbeitsplatz mit 1920 Zeichen eingesetzt.

Der Benutzer kann - schildert der Hersteller ein Beispiel - sein Basis-System mit 24 Arbeitsplätzen ausrüsten. Wenn der Bedarf hierüber hinauswächst, wird durch Zufügen eines Datapoint 6600-Rechners oder eines weiteren 8800 die gesamte Rechnerleistung des Systems erhöht. Die Anwendungsprogramme und die Speicherkapazität bleiben unverändert. Das System hat einfach eine größere Durchsatzrate.

Gemeinsam mit dem 8800 werden von Datapoint neue Magnetplattenlaufwerke angeboten, die für den Anschluß an den neuen Rechner vorgesehen sind. Das Modell 9395 ist ein Doppel-Plattenlaufwerk mit einem auswechselbaren Magnetplattenstapel von 67 Megabyte und einem Fest-Plattenstapel von 135 Megabyte. Dieses Modell ist in der Standard-Konfiguration des 8800 vorgesehen. Das Modell 9331 bietet als Anschlußeinheit 135 Megabyte Festplatte, das Modell 9333 - als Einschub zum Modell 9331 vorgesehen - hat ebenfalls eine Kapazität von 135 Megabyte Festplatte. Die Einheit mit zwei Laufwerken mit je 135 Megabyte Festplatten-Kapazität hat die Modellnummer 9332.

Als "weitere Komponente, die den Wert des 8800 vergrößert", stellt der Hersteller das neue Betriebssystem RMS vor, das auf den meisten Datapoint-Rechnern eingesetzt werden könne. Datapoint: Mit der RMS-Software hat der Anwender Zugriffsmöglichkeiten von einem Arbeitsplatz auf alle in einem Computer-Netzwerk vorhandenen Moduln wie Magnetplatten-Dateien, Rechner oder Drucker.

Die RMS-Software unterstützt in der ersten Version Cobol, Assembler und Datapoints "Databus"-Sprache, die für kaufmännisch orientierte Anwendungen eingesetzt wird. In Zukunft sollen weitere Sprachen und Funktionen aufgenommen werden.

RMS-/DOS-Kompatibilität macht Umwandlungen leicht, behauptet Datapoint und will damit Spekulationen über etwaige Umstellungsschwierigkeiten für Benutzer des hauseigenen DOS-Betriebssystems von vornherein die Spitze nehmen. Ein RMS-ARC-System könne innerhalb eines Netzwerkes gemeinsam mit dem DOS-/ARC-System arbeiten

Da RMS und DOS in einer Konfiguration parallel existieren und über dasselbe Koaxialkabel miteinander arbeiten könnten, sei eine Umstellung von Anwendungsprogrammen und Dateien auf das neue Betriebssystem einfach; denn die Ausführung der DOS-Programme verlaufe ohne Störung, bis die vollständige Übernahme unter RMS abgeschlossen sei. Datapoint will auch in Zukunft DOS installieren und ausliefern.

Informationen: Gier Electronics GmbH, Büttnerstraße 21, 3000 Hannover, Telefon: 05 11/ 6 79 72 34.