Arbeitsmarkt Naturwissenschaftler:

Aufwärtstrend an Stellenmarkt für Informatiker

26.05.1978

MANNHEIM - "Gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode erhöhte sich die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen für Naturwissenschaftler um 70 Prozent auf 1620", stellte das UNI Berufswahl-Magazin bei der Auswertung des Berichtes der Bundesanstalt für Arbeit (BA) über die Beschäftigungssituation im zweiten Halbjahr 1977 fest. Die Zahl der neuregistrierten Bewerbergesuche ging dagegen um zehn Prozent auf 2480 zurück. In der Berichtszeit konnte mit 530 Vermittlungen - 28 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode - das höchste Ergebnis in diesem Berufsbereich seit Bestehen der Fachvermittlungsstellen verbucht werden.

Dieses Resultat - so die BA - wäre noch besser ausgefallen, wenn nicht so deutliche Strukturdiskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage bestehen würden. So wurden bevorzugt Bewerber eingestellt, die zwei bis vier Jahre Berufspraxis auf einem speziellen Fachgebiet nachweisen konnten. Diese Anforderungen stellten insbesondere Klein- und Mittelbetriebe. Neben der beruflichen Qualifikation war auch das Alter der Bewerber ausschlaggebend: Personen, die über 40 Jahre alt waren, hatten kaum eine Chance, eine Stelle zu bekommen, die ihrer bisherigen Erfahrung und Funktion entsprach.

Da die Zahl der jüngeren Bewerber mit Berufserfahrung im Verhältnis zu den angebotenen Stellen knapp war, boten sich für Berufsanfänger wieder bessere Möglichkeiten. Die Bundesanstalt berichtet, daß die Vermittlungsmöglichkeiten für die Novizen dann besonders günstig waren, wenn sie sich im Studium bereits mit praxisnahen Problemen befaßt und ein gutes Abschlußexamen gemacht hatten.

Befristete Arbeitsverträge nicht gefragt

Bei den Bewerbern bestand vielfach der Wunsch, möglichst fachbezogene Aufgaben zu übernehmen. Abgelehnt wurden meistens befristete Arbeitsverträge, wie sie überwiegend von Instituten angeboten werden. Daher waren diese Stellen in vielen Fällen nur dann zu besetzen, wenn sich für die betreffenden Personen sonst keine Chancen boten. Verschiedene Bewerber waren auch nur dann bereit, die regionalen Einschränkungen bei ihrem Arbeitsgesuch fallenzulassen, wenn am Wohnort kaum Vermittlungschancen bestanden.

Auch die Entwicklung der Arbeitslosenzahl deutet darauf hin, daß sich die Lage auf diesem Arbeitsmarkt langsam zu stabilisieren beginnt. Von September 1974 bis September 1975 erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 86 Prozent. Von September 1976 bis September 1977 stieg die Zahl der Arbeitslosen mit Hochschul- oder Fachhochschulausbildung aus diesem Berufsbereich nur noch um sechs Prozent auf 2700 an.

Auf dem Arbeitsmarkt für Informatiker und Mathematiker - so die BA - setzte sich die günstige Tendenz im zweiten Halbjahr 1977 weiter fort. Die Entwicklung war insbesondere durch einen lebhaften Stellenzugang gekennzeichnet, der überwiegend vom Sektor Datenverarbeitung ausging.

Da nicht genügend Bewerber mit Berufserfahrung vorhanden waren, hatten auch Hochschulabsolventen mit Nebenfach EDV oder Informatik gute Vermittlungschancen. Die Aussichten, einen Arbeitsplatz zu finden, waren wesentlich ungünstiger, wenn sich die Bewerber im Studium nicht mit Fragen der Datenverarbeitung befaßt hatten.

Das Vermittlungsergebnis für Mathematiker war das beste, das die Fachvermittlungsstellen bisher erzielen konnten. Insgesamt wurden in der Berichtszeit 200 Bewerber - 70 mehr als ein Jahr zuvor - vermittelt. Darunter befanden sich 170 Berufsanfänger.

Die Stellenangebote - so die Bundesanstalt - kamen vor allem von Banken, Versicherungen, der Elektro- und Elektronikindustrie sowie vom Maschinen-, Geräte-, Anlagen- und Fahrzeugbau. Die Aufnahmefähigkeit des öffentlichen Dienstes, für den sich die Bewerber wegen des geringen Risikos häufig interessieren, ist dagegen weiterhin sehr begrenzt. Die Angebote, die den Fachvermittlungsstellen gemeldet wurden, betrafen die Aufgabenbereiche Software-Beratung, EDV-Organisation, Prozeßrechnertechnik sowie Programmdokumentation.

Arbeitsmarkt wieder aufnahmefähig

Die Entwicklung der Zahl der arbeitslosen Informatiker und Mathematiker deute ebenfalls darauf hin, daß der Arbeitsmarkt wieder aufnahmefähiger geworden sei: Ende September 1977 waren 330 Informatiker und Mathematiker arbeitslos gemeldet, 30 weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der arbeitslosen Informatiker und Mathematiker mit Hochschulabschluß verringerte sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 40 auf 310. Von September 1976 bis September 1977 blieb die Zahl der Arbeitslosen mit Fachhochschulabschluß unverändert.

Quelle: Bericht der Bundesanstalt für Arbeit über die Beschäftigungssituation im zweiten Halbjahr 1977; UNI Berufswahl-Magazin, Mannheim.