Erwartungen an Freiberufler

Auftraggeber wollen nur die Besten

20.10.2010
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Innovationen kommen von innen

Zusätzlich erwarten die Diskussionsteilnehmer, dass der Freelancer sein Wissen an die internen Mitarbeiter weitergibt. "Durch die Einsätze in diversen Projekten bringen die Externen neue Ansätze und Methoden mit in das Unternehmen", ergänzt Korsch. "Davon wiederum profitieren die eigenen Mitarbeiter." Interessant ist, dass wichtige Neuerungen fast ausschließlich intern erwartet werden. "Innovationen lassen sich nicht auslagern, sie kommen von unseren Mitarbeitern", betont der Mindmatics-Manager. Aber nicht nur das Neue, Kreative sollte in den eigenen Reihen entstehen, auch den Projektleiter hat der Auftraggeber zu stellen, so die einhellige Meinung in der Runde.

Unterschiedlich bewerten die Firmenvertreter die Sorge von Freelancern, dass polnische, ungarische oder tschechische IT-Profis die Preise verderben könnten. Rößner sieht hier keine große Gefahr. Datev bevorzugt deutsche Vertragspartner: "Bei ausländischen Partnern tauchen immer wieder Sprachprobleme auf, das wollen wir vermeiden." Metafinanz-Manager Göttmann wiederum glaubt schon, dass "preiswertere IT-Profis aus Osteuropa den Markt enger werden lassen".

Die Auftraggeber zeigten sich nicht nur mit dem Engagement der Selbständigen zufrieden, auch in Richtung Agenturen war wenig Kritik zu hören. Datev-Managerin Rößner arbeitet vorrangig mit regionalen Anbietern zusammen. Nach ihrer Erfahrung verstehen diese die besonderen Bedürfnisse des Unternehmens sehr gut: "Größe ist nicht unbedingt ein Beweis für Qualität." Weniger gute Erfahrungen hat indes Barbalata gemacht. Ihn stört, dass er die Profile potenzieller Kandidaten immer noch selbst unter die Lupe nehmen müsse: "Das sollte nicht meine Aufgabe, sondern der Job der Agenturen sein." In einem Punkt sind sich die Diskutanten einig: Ganze Auftragspakete werden nicht an Freelancer, sondern an Agenturen vergeben. Göttmanns Tipp an die Externen: "Schließt euch zu Netzwerken zusammen."

Die Folgen der Kettengeschäfte

Dem Einzelkämpfer geben die Diskutanten dann gute Chancen, wenn er in kleinen, kurzfristig angelegten Projekten sowie im Sektor Alttechnologien seinen Platz findet. Göttmann erklärt: "Wer fachlich topfit und zudem noch sozial kompetent ist, dem stehen alle Türen offen. Die anderen werden es schwer haben." Msg-systems-Mann Wittemer sieht in der Rekrutierung von Externen eine Veränderung: "Der Kunde schickt Freelancer verstärkt zu Beratungshäusern. Diese reichen sie weiter an Agenturen, von denen die Beratungshäuser die Externen zurückkaufen. Die Zeche zahlt der Freelancer mit niedrigeren Stundensätzen."

IT-Freiberuflerstudie 2010

Rund 1200 IT-Freiberufler befragte die COMPUTERWOCHE online zu Themen rund um ihre Arbeit. In einer Serie stellte die CW die Ergebnisse vor und diskutierte mit IT-Managern und Personalverantwortlichen aus Anwenderunternehmen und Softwarehäusern.