IT & Business Excellence

Mit Standards in die Cloud

Aufs Wesentliche konzentrieren

15.11.2011
Von Christa Manta

Fehlender Mut, mehr Standards durchzusetzen

Foto: Hummingbird/iStock

"Der Mittelstand macht einen Fehler, wenn er denkt, seine ERPLösung müsse hoch individualisiert sein und könne daher nicht on-demand bezogen werden," sagt Janata. Die Wunschlisten der Mitarbeiter seien meist sehr lang, bei der Wahl eines neuen Systems würden gefühlte 2500 Features genannt, im Arbeitsalltag längst nicht alle gebraucht. Aber der Ressourcenaufwand für eine selbstgestrickte ERP-Lösung stehe in keinem gesunden Verhältnis zu den damit erzielten Vorteilen. Als wichtigen Grund für die Zurückhaltung deutscher Unternehmen, ihr Enterprise Resource Planning einem Cloud-Anbieter anzuvertrauen, sieht Janata auch im mangelnden Mut der Firmen, Standards durchzusetzen. Aktuelle Zahlen bestätigen das: Laut Marktforscher Gartner hält CRM mit 3,8 Milliarden Dollar Umsatz 2011 den größten Anteil an dem rund 12 Milliarden US-Dollar schweren Markt für Software-as-a-Service, gefolgt von Lösungen für Content, Communications und Collaboration mit prognostizierten 3,3 Milliarden Dollar Umsatz. Weniger stark verbreitet ist SaaS im ERPMarkt mit erwarteten Einnahmen von 1,7 Milliarden US-Dollar.

Patriot Act vs. Europäisches Datenschutzrecht

"Wer jetzt den Mut hat, mehr Standards durchzusetzen, etwa mit einer On-Demand-Lösung für ERP, kann Gelder sparen und in Wichtigeres als die Pflege der Kundenbeziehungen investieren", sagt Janata. Zugleich müssten sich die Unternehmen den Fragen nach IT-Sicherheit, Compliance und Datenschutz stellen: "Dass ein Cloud-Anbieter höhere Standards bei der IT-Security einhalten kann als ein Mittelständler, der ein eigenes Rechenzentrum betreibt, ist längst kein Geheimnis mehr." Berechtigt hingegen seien Bedenken bezüglich Compliance und Datenschutz. "Ein Unternehmen, das den Datenschutz ernst nimmt und das Wort Compliance buchstabieren kann, sollte derzeit nicht in die Public Cloud eines US-Anbieters gehen", rät der Experte. In dem US-amerikanischen Patriot Act, einer Gesetzgebung, die seit den Anschlägen vom 11. September 2001 unter anderem US-Unternehmen verpflichtet, Daten ihrer Kunden herauszurücken, wenn das FBI oder andere US-Behörden an ihrer Tür klingeln, sieht Janata ein "massives Problem". Denn US-Cloud-Anbieter müssen die Daten selbst dann weitergeben, wenn sie von europäischen Unternehmen stammen oder gar in Rechenzentren auf europäischem Boden lagern. So räumte Microsoft im Juni ein, auf Verlangen Nutzerdaten aus Europa an die US-Behörden weiterreichen zu müssen. Auch Google bestätigte, dass auf europäischen Servern gespeicherte Daten nicht vom Zugriff der US-Behörden ausgeschlossen seien. Besonders prekär: Die US-Behörden können die Cloud-Anbieter in einem "National Security Letter " anweisen, betroffene Unternehmen erst gar nicht über die Weitergabe ihrer Daten zu unterrichten.

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