CW-Kolumne

Aufrecht durch die Krise

28.04.2009

Die Konjunktur steckt im Tal, Wirtschaftsinstitute, Verbände und Ministerien malen tiefschwarz. Natürlich ist auch die IT-Branche in Mitleidenschaft gezogen. Ob Microsoft, Cisco, IBM oder sogar Google – nahezu alle Big Player im internationalen ITK-Geschäft haben umgebaut und mindestens eine Personalrunde gedreht. Doch im Vergleich zur Finanz-, Automobil- oder Maschinenbaubranche sind die Einschnitte marginal.

Hintergrund ist, dass die ITK-Branche ihr Waterloo bereits vor zirka acht Jahren erlebt hat, als die Dotcom-Blase platzte. Entsprechend abgeklärt präsentiert sie sich heute. Bereits Ende letzten Jahres begannen die IT-Anbieter mit ersten Eingriffen. Es kam zu Personalabbau, Fabrikschließungen und dem Outsourcing von Produktionsstätten.

Dabei haben die IT-Unternehmen immer ihre massive Cash-Ausstattung verteidigt. Cisco, Apple, Microsoft, Google, IBM, Intel, Oracle oder Hewlett-Packard – all diese IT-Giganten sitzen auf Reserven im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich. Damit bleiben sie beweglich, um Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken oder Unternehmen zuzukaufen.

Die "Business Week" wies kürzlich zu Recht auf einen weiteren Erfolgsfaktor hin: das vorbildliche Management von Supply Chains und Lagerhaltungen. Während die Hardwareverkäufe im vierten Quartal 2008 um 5,8 Prozent gegenüber dem vorhergehenden Quartal schrumpften, hätten die IT-Hersteller ihre Lagerbestände um neun Prozent abgebaut. Die Industrie hat also die Produktion neuer Geräte in kürzester Zeit auf Eis gelegt, um die Lager zu leeren und möglichst wenig Equipment abschreiben zu müssen.

Die meisten Anwender sehen diese Souveränität ihrer Lieferanten mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich ist es erfreulich, dass sich die wichtigsten Player in einer soliden Verfassung präsentieren. Aber die Frage, woher die immensen Cash-Bestände eigentlich kommen, drängt sich auf. Wer an die Preispolitik der großen Softwarehäuser denkt, findet darauf schnell eine Antwort – und die ist aus Kundensicht alles andere als erfreulich.