Aufblasbare Heimat

12.07.2005
Bert Bas ist Holländer und Vertriebsleiter der belgischen Firma X-treme Inflatables. Wie der Name sagt, handeln die Leute aus dem Geburtsland der Pommes frites mit Luft. Zu den Hits ihres vielfältigen Angebots gehört eine aufblasbare Kirche. 31500 Euro kostet solch ein Gotteshaus, das 60 Personen einen meditativen Rückzugsraum gewährt, beim Modeversand Conley's und im Internet. Kein Pappenstiel - aber dafür wird das Stück göttlicher Hoheitszone mit Altar, Orgel und Kerzen geliefert. Wem das zu teuer ist, der kann sich einen kleineren Gottestempel fertigen lassen, oder er weicht gleich ins Weltliche aus und ordert einen Pub zum Aufblasen.

Oder beides. Womit man - etwa für eine Hochzeit - im Wesentlichen ausstaffiert wäre, um den wichtigsten Tag im Leben zu bewältigen.

Im Prinzip ist solch eine Hochzeitsgesellschaft völlig unabhängig von jeder Wetter- und Stimmungslage. Bei Regen lässt man Kirche und Gastwirtschaft einfach die Luft ab, fährt ein paar Kilometer weiter und bläst die Instant-Architektur wieder auf. Will man doch lieber am See statt in den Bergen feiern, faltet man zusammen, und schon zieht die Karawane weiter.

Insbesondere für uns Mobility Worker, deren Credo Flexibilität, Fokussierung aufs Wesentliche und ein Leben im Online ist - gerade für uns also hat diese Inflatables- Offerte aber noch eine ganz andere Bedeutung: Irgendwie sind wir Online-Online-Online-Aficionados ja durch diese ganze Virtualität auch etwas heimatlos geworden. Wer sich aber sein Pub aufblasen kann, um am Tresen einen zu heben, der trägt seine Heimat immer mit sich.