Hypes in der IT/Kommentar

Auf Spurensuche

08.10.2004
Helga Biesel Redakteurin CW

Vom Winde verweht, jedoch nicht spurlos, ist so mancher Hype unseligen Angedenkens. Fürs Erste scheint der Bedarf an hypertrophen Technikvisionen und üppig blühenden Umsatzphantasien gedeckt. Der IT-Alltag hat sich wieder Brot- und Butter-Produkten zugewandt. Der Chronist indes entdeckt im Marketing-Rauschen Anklänge und Remakes vermeintlich abgeschlossener, zunächst erfolgloser Produktentwicklungszyklen: bedarfsorientierte Varianten früherer Hype-Konstrukte.

UMTS ist demnach keineswegs abzuhaken. Die Antwort auf die Frage, ob sich die gigantischen Investitionen des Jahres 2000 jemals rechnen werden, bleibt kreativen Marktbeobachtern vorbehalten (Seite 30).

Die zu Zeiten der Internet-Euphorie vollelektronische Zeitung gibt es so noch nicht. Aber eine Evolution hin zum Print-Medium mit Online-Auftritt fand gleichwohl statt (siehe CW online). Spannende, integrierte Medienprodukte könnten den Weg zur Wissensgesellschaft ebnen. Eines bleibt sicher die papiergebundene Zeitung, begleitet von elektronischen Add-ons (Seite 32).

Dem totalen Anspruch, der Hypes charakterisiert, wurde auch das elektronische Lernen nicht gerecht. Der High-technisierte Nürnberger Trichter "E-Learning" hat die hochfliegenden Erwartungen nur ansatzweise erfüllt. Ohne die Unterstützung persönlich präsenter Lehrer erzielen Lernangebote wie Computer- oder Web-basierendes Training keine nachhaltige Resonanz (Seite 33).

Und wie steht es um Hypes in der Softwareentwicklung? Dem Wettstreit im SW-Engineering entspricht eher das Bild eines Mathematikerdisputs. Ihr methodologisches Entweder-Oder dreht sich noch um Komponenten- und Agentenorientierung, doch die nächste Runde kündigt sich an: Digitale Devices sollen Herz, Hirn und Emotionen bekommen - vielleicht doch wieder so etwas wie ein Hype, sogar bei den sonst so nüchternen Softwerkern (Seite 34).