Auf einmal ist die gute Stimmung weg

22.04.2004
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Gemeinsam mit etwa 300 Kollegen ist Krebs vor zwei Jahren von einer Telekommunikationsgesellschaft outgesourcet worden und inzwischen bei seinem neuen Arbeitgeber ins Management aufgerückt.

Aus Sicht der einschlägig bekannten Unternehmen verbessert Outsourcing sogar die beruflichen Perspektiven der Beschäftigten, die dann Mitarbeiter des Dienstleisters werden. Folgt man dieser Version, erweitern Mitarbeiter ihren Aktionsradius und erwerben zusätzliche Kompetenzen. Beispielhaft lässt IBM einen eidgenössischen ABB-Mitarbeiter zu Wort kommen, der vor dem Outsourcing für System-Management, Lizenzverwaltung und Bandbreiteneinkauf zuständig war. "Bei IBM", freut sich Max Dürr, "gehöre ich nun zu den Beschäftigten, mit denen das Unternehmen Geld verdient." Unversehens ist er Teil des Kerngeschäfts und sagt selbstbewusst: "Was ich nicht ausstehen kann, sind Leute, die nur jammern."

Die heile Welt des Outsourcings hält nicht immer, was ihre Apologeten versprechen. Zwar wird die Frage "Make or buy?" oft pro Outsourcing beantwortet. Und wer kann sich der Verlockung, Kosten zu senken und die Flexibilität zu erhöhen, entziehen? Auf einem anderen Blatt steht freilich die Frage, ob die Unternehmenskulturen zusammenpassen und Mitarbeiter nicht nur gut vorbereitet, sondern auch hoch motiviert ins neue Aufgabenfeld wechseln. "Bei uns", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter von Hitachi in München, "wurden die Beschäftigten über den Tisch gezogen."

Vor Jahresfrist hatten Hitachi und Mitsubishi ihre Halbleitersparten in die gemeinsame Tochter Renesas ausgegründet. Trotz der vom Betriebsrat ausgehandelten Sozialpläne rechnen viele Mitarbeiter aus IT, Personalabteilung, Rechtsabteilung und Hausverwaltung nun damit, ihre Jobs zu verlieren und im angespannten Arbeitsmarkt der Chipindustrie vorerst keine Alternative zu finden.

Ausgelagerte Mitarbeiter: Bei IT-Dienstleistern macht die Zahl der Mitarbeiter, die von ausgelagerten IT-Abteilungen zu ihnen wechseln, mittlerweile ein Drittel aus. (Quelle: CW 17/04)