Deutsche Telekom muss ihre Leitungen der Konkurrenz öffnen

Auf ein Neues: PC-Verkauf in T-Punkt-Läden

31.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Vierte Senat des Oberverwaltungsgerichts in Münster hat entschieden, dass die Deutsche Telekom ihre Leitungen im Line-Sharing-Verfahren für schnelle Datendienste auch Konkurrenzunternehmen öffnen muss. Während dies eine klare Niederlage gegen die Regulierungsbehörde bedeutet, will die Ron-Sommer-Company mit einem nicht ganz neuen Geschäftsmodell Erfolge einheimsen: dem PC-Verkauf in den eigenen T-Punkt-Läden.

Die Telekom hatte gegen eine Anweisung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), ihre Leitungen für die Konkurrenz freizuschalten, Rechtsmittel eingelegt. Dieses wurde jetzt von dem Münsteraner Gericht in zweiter Instanz verworfen. Matthias Kurth, Präsident der RegTP, hatte der Telekom auch in diesem Fall wie schon früher vorgeworfen, auf Zeit spielen zu wollen. Mit diesem Taktieren versuche die Telekom, den Zugang zu Teilnehmerleitungen zu verzögern, um ihre "Marktposition für DSL-Produkte zu stärken". Jetzt müsse die Telekom umgehend ein Angebot an den Wettbewerb vorlegen. Ob dies geschehen wird, beurteilt der Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten(VATM) Jürgen Grützner eher skeptisch. Ein Telekom-Sprecher erklärte andererseits, man habe immer erklärt, ein Angebot vorlegen zu wollen.

PCs als Kassenknüller?Auf Glatteis könnte sich derdeutsche Carrier auch mit einem anderen Geschäftsmodell begeben: dem Verkauf von PCs in seinen T-Punkt-Läden. Gemeinsam mit den Partnern Fujitsu-Siemens, die Desktop- wie Mobil-PCs liefern, und Epson als Lieferant von Druckern soll der müde Handel mit Rechnern angekurbelt werden. In diesem Jahr hofft die Telekom nach eigenen Aussagen noch rund 20000 PCs an den Mann bringen zu können.

Die Idee, PCs in T-Punkt-Läden zu verkaufen, ist dabei nicht neu. Bereits im Herbst 1997 hatte die Telekom begonnen, Rechner in ihren Telefonläden zu veräußern. Seinerzeit kooperierten die Bonner mit Compaq und vertrieben einen "Kommunikations-PC" mit der Bezeichnung "ISDN-PC Presario 4512". Diesen stattete der Rechnerhersteller mit ISDN-Komponenten und T-Online-Software aus. Der PC war insbesondere für private Anwender und solche aus dem Geschäftsbereich Small Office, Home Office (Soho) gedacht und sollte die ersten Schritte in die weltweite Kommunikation per PC erleichtern.

Schon damals war allerdings die Vereinbarung mit Compaq keine exklusive: Bereits eine Woche später gaben die Telekom und Partner Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) bekannt, dass die Telekom in 118 T-Punkt-Läden der Bundesrepublik PCs von SNI vertreiben wird, die mit ISDN-Kommunikationsfähigkeiten ausgestattet sind.