Mitarbeitermotivation

Auf der Suche nach besseren Jobs

04.08.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Der robuste deutsche Arbeitsmarkt bietet Arbeitnehmern gute Perspektiven. Trotzdem sorgen sich manche um ihren Arbeitsplatz.
Insgesamt 40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland denken über einen Jobwechsel nach.
Insgesamt 40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland denken über einen Jobwechsel nach.
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Angst um den Arbeitsplatz macht sich mittlerweile auch unter deutschen Arbeitnehmern breit. Während in den vergangenen Jahren in anderen europäischen Ländern die Arbeitslosenzahlen dramatisch anstiegen, wirkte der hiesige Arbeitsmarkt als äußerst robust. Zwar hat sich diese Situation in den vergangenen Monaten keineswegs drastisch verändert, doch die Wahrnehmung der Arbeitnehmer ist heute eine andere.

Sorgten sich im vergangenen Jahr nur 29 Prozent der befragten deutschen Angestellten um ihren Arbeitsplatz, waren es in der diesjährigen Befragung 44 Prozent. In Frankreich plagt rund ein Drittel der Arbeitnehmer die Sorge um den Arbeitsplatz, während es in den europäischen Krisenländern Spanien 59 Prozent und in Italien 50 Prozent sind. Lediglich im Vereinigten Königreich sehen die Arbeitnehmer ihre berufliche Zukunft gelassen. Dort sank dieser Wert von 35 Prozent im Vorjahr auf 31 Prozent und liegt damit am niedrigsten.

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos befragt im Auftrag von Edenred, einem Anbieter von Motivationslösungen für Mitarbeiter, seit 2008 in einer europaweit durchgeführten Studie Arbeitnehmer nach ihrer Motivation, Arbeitszufriedenheit und Wechselbereitschaft. An der aktuellen Online-Befragung beteiligten sich 7.200 Arbeitnehmer aus den sechs europäischen Ländern Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, dem Vereinigten Königreich sowie Deutschland. Hierzulande beteiligten sich 800 Arbeitnehmer.

Der Arbeitnehmer hat die Wahl

Doch die Angst um den Arbeitsplatz allein dürfte nicht der Grund sein, weshalb hierzulande 40 Prozent der Arbeitnehmer über einen Jobwechsel nachdenken. Mancher macht sich auf die Suche nach Alternativen, weil er sich bessere Aufstiegschancen, mehr Anerkennung oder ein üppigeres Gehalt von einem Wechsel verspricht.

Christian Aubry, Geschäftsführer von Edenred Deutschland, interpretiert die Studienergebnisse so: „Demografischer Wandel und fortschreitender Fachkräftemangel bringen Bewegung auf den deutschen Arbeitsmarkt. Immer häufiger wählt nicht der Arbeitgeber seine Mitarbeiter aus, sondern der Arbeitnehmer hat die Wahl." Unternehmen müssten sich mit verschiedenen Programmen wie Employer Branding, Anerkennung und Belohnungssystemen um die Mitarbeiter bemühen.

Geld motiviert nur wenig

Doch Mitarbeitermotivation hat viele Facetten. Wie zahlreiche Studien zeigen, bewegen monetäre Anreize allein nur wenige dazu, sich zu engagieren oder ihrem Unternehmen treu zu bleiben. Lob, Anerkennung und ein gutes Arbeitsklima kosten Arbeitgeber und Vorgesetzte relativ wenig, werden jedoch trotzdem nur äußerst sparsam zur Mitarbeitermotivation genutzt. Und das, obwohl sie äußerst effektiv sind, wenn es um motivierte IT-Mitarbeiter geht.

Doch anders als die jährlich veröffentlichte Gallup-Studie, die regelmäßig alarmierende Zahlen zur fehlenden Mitarbeitermotivation veröffentlicht, dürfte es um das Engagement der Angestellten in deutschen Unternehmen keineswegs so schlecht bestellt sein. Die Marktforscher der Edenred-Ipsos-Studie fanden nämlich heraus, dass die Motivation von 14 Prozent der Befragten anstieg, die von 62 Prozent gleich geblieben ist. Weniger motiviert stuften sich 22 Prozent der befragten Deutschen ein.

Mehr Hilfe vom Arbeitgeber erwünscht

Dass Unternehmen jedoch mehr für ihre Angestellten tun sollten, auch daran ließen die Befragten aus allen europäischen Ländern keinen Zweifel. Sie wünschen sich ein besseres Talent-Management, sozialen Dialog und mehr Unterstützung in Veränderungsprozessen. Besonders die deutschen Angestellten fordern von ihren Arbeitgebern mehr Unterstützung in Fragen der Kinderbetreuung, denn knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten fühlt sich hier von ihrem Unternehmen im Stich gelassen. 39 Prozent merkten an, dass sich ihre Arbeitgeber in Fragen der Prävention und bei psychosozialen Risiken zu wenig um die Angestellten kümmert und sie halten die präventiven Maßnahmen im Falle von psychosozialen Erkrankungen wie etwa Burn-Out für unzureichend.

Zwar gehen die meisten deutschen Arbeitnehmer weiterhin motiviert ihrer Arbeit nach, doch fehlende Work-Life-Balance, kaum Unterstützung in Fragen der Kinderbetreuung oder auch wenig Lob für die geleistete Arbeit schmälern das Engagement der Beschäftigten. Außerdem glauben 82 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande, dass sie zu viel Zeit mit Arbeiten verbringen. Lediglich 15 Prozent kennen solche Gedanken nicht.