Headhunter

Auf der Jagd nach qualifizierten Teams

09.02.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Einmal im Team, immer im Team?

Das Auswahlverfahren der Kandidaten in den Zielfirmen unterscheidet sich nicht vom herkömmlichen Prozedere. "Wir haben unsere Qualitätsstandards und die müssen alle erfüllen", meint Capgemini-Mann Schäfer aus Stuttgart dazu. Klare Vorgaben und glaubwürdige Gespräche mit den Bewerbern helfen seiner Meinung nach im Auswahlprozess. Dagegen erteilt er überzogenen Gehaltsforderungen der Neuen eine Absage.

Wer bei Capgemini als Team beginnt, hat keine Garantie, dass diese Arbeitskonstellation dauerhaft erhalten bleibt - auch das werde angesprochen. Schäfer betont zwar, dass die neuen Kollegen in die Unternehmenskultur integriert werden, doch er versucht, Ängste zu zerstreuen: "Wir haben Respekt vor dem Individuum und unsere Kultur lässt Vielfalt in den Persönlichkeiten zu."

Gerade weil in der IT-Branche für manche Themen die Spezialisten fehlen, entwickelt sich Team-Hunting zum lukrativen Marktsegment für Personalberater. "Wir haben in der IT-Beratung einen Arbeitnehmermarkt. Die Leute kennen ihren Marktwert; sie erhalten mindestens einmal pro Woche eine Anfrage über Xing oder andere Netzwerke", weiß Acando-Chef Ahle. Die gute Lage am Arbeitsmarkt erhöhe die Wechselbereitschaft, gleichzeitig sei das Risiko zu scheitern gering. Doch der Manager kennt auch die andere Seite, denn er hat auch schon Teams verloren.

Die Wechselbereitschaft von qualifizierten Mitarbeitern macht es Headhuntern leichter, potenzielle Kandidaten zu finden. Schließlich zählten auch alte Tugenden wie Loyalität nicht mehr besonders viel, wie mancher Firmenchef klagt. Mit dem neuen Kräfteverhältnis und der gestiegenen Nachfrage löste sich auch ein anderes Dogma der IT-Branche in Wohlgefallen auf. Junge Fachkräfte galten viele Jahre als die begehrtesten Bewerber, doch das ändert sich nach Ansicht der Manager Ahle und Schäfer zumindest in der IT-Beratung. "Berufserfahrung ist wichtig. Das Alter der Teammitglieder, mit denen wir in Kontakt kommen, liegt oft bei Ende 40 bis Anfang 50", sagt Capgemini-Mann Schäfer.

Für Personalberater ist es ein lukratives Geschäft, wenn ihnen bei der Vermittlung eines Teams gleich mehrere 'Fische' in's Netz gehen.
Für Personalberater ist es ein lukratives Geschäft, wenn ihnen bei der Vermittlung eines Teams gleich mehrere 'Fische' in's Netz gehen.
Foto: noomhh - Fotolia.com

Nachteile des Team-Huntings scheint es zumindest für das aufnehmende Unternehmen keine zu geben. Wer dagegen eine komplette Arbeitsgruppe verliert, sieht es anders. Einen wirklichen Schutz gegen solche Abwerbeaktionen von Headhuntern gibt es kaum. Ein Nachteil birgt das Team-Hunting möglicherweise doch, nämlich das Honorar des Vermittlers, doch das wollte niemand der Gesprächspartner bestätigen oder wirklich dementieren.

Die Arbeitswelt im Jahr 2020

Jeanne C. Meister, Karie Willyerd: The 2020 Workplace. How innovative Companies attract, develop, and keep tomorrow´s employees today. Harper Business, New York.
Jeanne C. Meister, Karie Willyerd: The 2020 Workplace. How innovative Companies attract, develop, and keep tomorrow´s employees today. Harper Business, New York.
Foto: Harper Business

Wie die Arbeit- und Lebenswirklichkeit im Jahr 2020 aussehen könnte, darüber dachten die beiden US-Amerikanerinnen Jeanne Meister und Karie Willyerd nach. Wie in US-amerikanischen Business-Bücher oft üblich, verpacken sie ihre Ideen in eine kleine Geschichte mit fiktiven Protagonisten. Manches, was sich dort noch wie eine Idee für die ferne Zukunft liest, ist im Alltag angekommen. Doch von solchen Zugeständnissen einmal abgesehen, diskutieren die Autorinnen die Zukunftstrends und Herausforderungen für den US-amerikanischen Arbeitsmarkt. Nicht alles lässt sich auf Europa oder Deutschland übertragen, doch die großen Linien ähneln sich. Vom demografischen Wandel über mobiles Arbeiten, soziale Netzwerke und Web 2.0 deckt das Buch das ganze Spektrum ab. Auch das Thema "Team-Hunting" taucht dort als Trend auf.