Auf dem Weg zu anderen Plattformen "Copland" und "Gershwin" als kuenftige Apple-Systemsoftware

18.03.1994

SAN FRANZISKO (IDG) - Apple gestattet einen Blick auf seine Betriebssystem-Plaene: "Copland" und "Gershwin" sind die Codenamen, mit denen das Unternehmen innerhalb der kommenden drei Jahre sein "Apple Open Collaboration Environment" ausgestalten will. Das fuer diesen Sommer geplante Upgrade "System 7.5" sowie das im Herbst folgende Corba-konforme "Opendoc" sind nur ein Vorgeschmack.

Bei seiner Betriebssystem-Strategie orientiert sich Apple an zwei Markttrends: am Schwenk von CISC- zu RISC-Architekturen sowie am Wechsel von einer monolithischen zu einer komponentenbasierten Applikationsentwicklung. Als kuenftige Standardkomponenten fuer Benutzeroberflaechen sieht David Nagel, Vice-President der Unternehmensdivision Applesoft, integrierte "Software Agents", mit denen sich Betriebssystemaufgaben wie das Datei-Management automatisieren lassen.

Ausser solchen digitalen Assistenten wird das Upgrade System 7.5 ein intelligentes Hilfesystem mit der Bezeichnung "Apple Guide" enthalten. Unter dem Begriff "Quick Draw GX" integriert Apple eine neue Druck- und Grafikarchitektur; als Netzwerk-Features werden die Connectivity-Software "Power Talk" und das TCP/IP-Protokoll "Mac/TCP" in System 7.5 eingebunden. Das neue Release unterstuetzt sowohl Macintosh-Rechner als auch den Power-PC, wird aber moeglicherweise die letzte Version dieser Reihe sein.

Einige Monate nach der Auslieferung von System 7.5 soll ein Developer-Kit fuer Opendoc folgen, das sich zur Zeit noch in der Alphaphase befindet. Der Neuling basiert auf einzelnen Programmkomponenten und bietet Drittanbietern damit die Moeglichkeit, in kleinen Schritten zu entwickeln.

Das Resultat sollen Softwaremodule sein, die sich vom Anwender nach Bedarf zusammenstellen lassen und so die Verwendung umfangreicher Einzelapplikationen ersetzen. Hinzu kommt die Erweiterung um Netzwerkfunktionen von Novell.

Bereits im naechsten Jahr wird die Serie mit Copland fortgesetzt. Erste Einblicke gewaehrte Nagel bereits jetzt. Demnach baut das neue Betriebssystem auf System 7.5 auf und arbeitet ebenfalls mit Software-Assistenten. Ausserdem wird das Multitasking-faehige Copland eine neue I/O-Architektur erhalten, die den Power-PC unterstuetzt. Um Systemabstuerze zu vermeiden, trennt Copland den RAM-Speicher in zwei Bereiche: Waehrend ein Segment ausschliesslich den Aufgaben des Betriebssystems vorbehalten ist, wird der andere Bereich fuer Applikations-Tasks reserviert.

Gershwin soll noch einige Schritte weiter gehen: Das Betriebssystem wird auf einem Microkernel aufsetzen und damit auch fuer andere Hardwareplattformen geeignet sein. Die kontextsensitiven Software-Agents sind laut Nagel "lernfaehig"; ausserdem wird eine neue dreidimensionale Grafikarchitektur integriert.