Kienbaum stellt gute Zeiten für Spezialisten fest:

Auf dem DV-Gehaltsmarkt wird hoch gehandelt

17.05.1985

GUMMERSBACH - Gehälter in der DV entwickelten sich bis vor kurzem gleichermaßen stürmisch wie die Technologie. Die Wogen haben sich nun zumindest bei der Entlohnung geglättet, behauptet Erhard Schmidt von der Kienbaum Vergütungsberatung in Gummersbach. Er beruft sich dabei auf die jüngste Erhebung über "Führungs-und Fachkräfte in der DV 1985".

Konnte der DV-Experte 1980 noch eine Einkommenssteigerung von fast neun Prozent verbuchen, lag die Steigerungsrate 1984 nur noch im Bereich der tariflichen Erhöhung.

Trotz dieser Beruhigung auf dem Gehaltsmarkt zeigt die Vergütung auf dem Sektor Daten- und Informationsverarbeitung noch immer ein hohes Niveau.

In der Firmenhierarchie etablierte sich der "Leiter Organisation und Datenverarbeitung" zu 73 Prozent auf der ersten Ebene unterhalb der Geschäftsführung. Mit der Einbeziehung der Organisation, Bürokommunikation und weiterer koordinierender Funktionen vergrößerte sich sein Aufgabenbereich in den letzten Jahren. Trotzdem ist sein durchschnittliches Jahreseinkommen 1985 von 121000 Mark auch 1984 fast konstant geblieben. In den übrigen Führungs- und Fachpositionen war im Schnitt eine Steigerungsrate von 3,3 Prozent zu verzeichnen.

Die Untersuchung zeigt, daß für gleiche Aufgabeninhalte durchaus unterschiedlich bezahlt wird. Die Spanne zwischen den absoluten Extremwerten dürfte sogar bei 100 Prozent liegen. Ausschlaggebend für die recht großen Gehaltsdifferenzen ist vor allem bei Führungskräften die Unternehmensgröße. Alle empirischen Untersuchungen zeigen eine eindeutige Korrelation: Je größer das Unternehmen - gemessen am Umsatz, Beschäftigtenzahl, Bilanzsumme - , desto höher fallen die Bezüge aus. Einen noch deutlicheren Einfluß auf das Gehalt als die Unternehmensgröße haben das Alter des Mitarbeiters, die Berufserfahrung, sowie die Größe der DV-Anlage, mit der er arbeitet.

Der Grund für die niedrigere Vergütung in kleinen Unternehmen ist vielfach auch in deren meist schwierigerer Wettbewerbssituation zu suchen. Die Gehaltsdifferenz zweier Mitarbeiter in gleichen Positionen, jedoch in unterschiedlich großen Unternehmen, kann bis zu 25 Prozent betragen. Auch die schlechtere Situation der DV-Führungs- und Fachkräfte in kleinen Firmen bei gewährten betrieblichen Sozialleistungen, speziell der Altersversorgung, dürfte so zu erklären sein. Immerhin erhalten 95 Prozent der DV-Beschäftigten in größeren Unternehmen eine betriebliche Altersrente. In kleineren Unternehmen besitzen nur 53 Prozent diese Zusage.

Vergleicht man die Gehaltsstrukturen von DV-Fachkräften unterschiedlicher Branchen, ergeben sich kaum branchentypische Unterschiede. Die Vergütungsdifferenzen zwischen einzelnen Branchen beruhen zumeist auf anderen Einflußfaktoren. Hierzu zähle, insbesondere die Unternehmensgröße wie auch konjunkturelle Gegebenheiten: Ein von Kienbaum durchgeführter Vergleich der Branchen untereinander über einige Jahre - berücksichtigt wurden die verschiedenen Unternehmensgrößen - ergab unterschiedliche Ergebnisse in der Rangfolge der Gehälter. Allenfalls in den Bereichen Bergbau und Energie, Büromaschinen, DV-Anlagen, Fahrzeugindustrie sowie Softwarehäuser und Rechenzentren wurden leicht überdurchschnittliche Bezüge bezahlt. Insbesondere bei Führungskräften spielt die Branche keine Rolle: Sie sind in aller Regel "austauschbar".

Bessere Ausbildung zahlt sich in barer Münze aus

Die formal bessere Ausbildung eröffnet dem Mitarbeiter nicht nur die Chance, schneller in eine bessere Position aufzusteigen, sondern zahlt sich auch in barer Münze aus. So besitzen 48 Prozent der "Leiter Organisation und Datenverarbeitung" einen Hochschulabschluß. Ihr durchschnittliches Jahreseinkommen beträgt 125 000 Mark. Die Kollegen mit mittlerer Reife sind nur mit 14 Prozent vertreten und müssen sich mit durchschnittlich 104 000 Mark pro Jahr begnügen. Ebenso haben 26 Prozent der "Leiter Programmierung" einen Hochschulabschluß und beziehen 7000 Mark mehr im Jahr als ihre Kollegen mit mittlerer Reife, die mit 32 Prozent vertreten sind und ein Jahreseinkommen von 84 000 Mark verbuchen können.

Auch 1985 werden die betrieblichen Zusatzleistungen für den Arbeitnehmer wieder an Bedeutung gewinnen. Für die Mitarbeiter die begehrteste, für die Unternehmen aber auch zweifellos teuerste Zusatzleistung ist dabei die Altersversorgung. 86 Prozent aller Beschäftigten in der EDV besitzen gegenwärtig die Zusage einer betrieblichen Zusatzversorgung. Hier dominiert mit 48 Prozent die Pensionszusage, die überwiegend bei größeren Unternehmen zu finden ist. Kleine und mittlere Firmen bevorzugen dagegen die Form der Direktversicherung.

Die Höhe der Betriebsrente wird bei der Pensionszusage vom letzten vor der Pension erzielten Einkommen abhängig gemacht. Als Bezugsbasis dient meist das letzte Grundgehalt, also das Einkommen ohne variable Zahlungen wie Tantiemen, Prämie oder Boni.

Als Altersruhegeld werden etwa 73 Prozent dieses Gehaltes - unter Einschluß der gesetzlichen Rente - gezahlt. Ohne Anrechnung der gesetzlichen Rente sind es bei den DV-Mitarbeitern zirka 27 Prozent.

An der Erhebung "Führungs-und Fachkräfte in der Datenverarbeitung 1985" beteiligten sich 318 Unternehmen aller Größen aus 23 Branchen mit Angaben über 9000 Mitarbeiter.

Informationen: Kienbaum Vergütungsberatung, Postfach 100 552, 5270 Gummersbach 1, Telefon 0 22 61/6 50 48