Auf Anregung und unter der Aegide der IBM US-Versicherungen einigen sich auf gemeinsame Objektklassen

15.09.1995

FRAMINGHAM (IDG) Die IBM konnte eine Handvoll US-Versicherungen dafuer gewinnen, an der Entwicklung von branchenspezifischen Klassenbibliotheken mitzuarbeiten. Wie der DV-Riese erlaeutert, hoffen die Assekuranzunternehmen, durch diese Kooperation ihren jeweiligen Entwicklungsaufwand verringern zu koennen.

"Zu 80 Prozent ist das, was wir tun, so ziemlich dasselbe," begruendet Phil Proudfoot, Direktor fuer fortgeschrittene Technologie bei Prudential Business Systems in Roseland, New Jersey, seine Bereitschaft, an dem IBM-Projekt teilzunehmen. "Es gibt nur eine beschraenkte Anzahl von Moeglichkeiten, ein Darlehen zu bearbeiten oder eine Rechnung zu verbuchen." Eine Differenzierung sei lediglich bei den verbleibenden 20 Prozent moeglich - ueber den Kundenservice oder die Art und Weise, wie die Arbeitsvorgaenge auf die administrativen Prozesse abgestimmt seien.

Proudfoot repraesentiert die Systemanforderungen einer Reihe von individuellen Versicherungsanbietern, die sich unter dem Dach der Prudential Insurance Co. of America zusammengefunden haben. Indem sie die Komponenten fuer allgemeine operationale Systeme gemeinsam nutzen, so faehrt der IT-Experte fort, werden die Anwender in der Lage sein, ihre Kapazitaeten fuer wettbewerbsentscheidende Anwendungen einzusetzen.

Als Grundgeruest fuer die unter der IBM-Aegide entstehenden Klassenbibliotheken fungiert der De-facto-Standard Common Object Request Broker Architecture (Corba). Die Bibliotheken selbst werden sich aus wiederverwendbaren Softwarekomponenten zusammensetzen, die als Basis-Bausteine fuer die Anwendungsentwicklung dienen sollen.

Ein Mittel gegen die Fehler der Vergangenheit

Nach Aussagen von Mark Bilger, IBM-Manager fuer den Bereich Versicherungsarchitekturen, will Big Blue innerhalb der kommenden vier Jahre 70 Millionen Dollar in das Vorhaben investieren. Zudem habe der DV-Anbieter vor, die daraus entstehenden "Frameworks" der gesamten Versicherungswirtschaft anzubieten.

Das erste dieser Frameworks kommt voraussichtlich im Fruehling des naechsten Jahres auf den Markt: ein Set von Smalltalk-Klassen fuer das Kunden-Management. Mit der C++-Version der Bibliotheken ist laut Bilger sechs Monate spaeter zu rechnen.

Fuer Proudfoot werden solche objektorientierten Frameworks die Industrie davon abhalten, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. "Als CICS auf den Markt kam, haben alle grossen Versicherer unabhaengig voneinander CICS-Systeme fuer Datenabfrage und Transaktionsverarbeitung entwickelt, und jeder von ihnen gab Millionen von Dollars aus", erinnert sich der IT-Manager. "Trotzdem fanden sie sich innerhalb von drei bis fuenf Jahren alle auf demselben Stand der Technik wieder."

Neben Prudential partizipieren zumindest drei weitere Assekuranzen an dem Enwicklungsvorhaben: die beiden in Hartford, Connecticut, angesiedelten Unternehmen ITT Hartford Life und Annuity Insurance Co. sowie die Country Life Insurance Co. aus Bloomington, Illinois. Auch die General Accident Insurance Co. of America mit Sitz in Philadelphia evaluiert die Technik, wie Wayne Ratz, Vice- President fuer Anwendungsentwicklung und -planung verlauten liess. "Das sieht nach einer ziemlich guten Architekur aus", lobt Ratz den IBM-Ansatz. "Aus Management-Sicht bedeutet sie Zeitersparnis und die Moeglichkeit zu einer Entwicklung quasi aus dem Stand."

Nach dem Willen der IBM soll dies nur die erste in einer Reihe aehnlicher Unternehmungen sein. Geplant sind weitere branchenspezifische Anwendungsentwicklungs-Frameworks. Ganz oben auf der Liste stehen nach Bilgers Angaben Finanzwirtschaft und Gesundheitswesen.