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Auch Vodafone plant Mobilfunk-Billigmarke

24.11.2005
Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone bereitet einen Strategiewechsel vor, um auf den härter werdenden Wettbewerb zu reagieren.

Das Unternehmen plane in Deutschland eine Zweitmarke mit dem Namen "Tango", erfuhr dpa-AFX am Donnerstag aus Branchenkreisen. Bislang hat sich der weltgrößte Mobilfunkkonzern gegen eine eigene Billigmarke ausgesprochen, um den eigenen Marktennamen nicht zu verwässern.

Die Planungen sind weit fortgeschritten. So wurde dem Vernehmen nach eine Mannschaft zusammengestellt und die Gesellschaft kann jederzeit starten. Doch noch bremst der seit Anfang Oktober amtierende Chef von Vodafone D2, Friedrich Joussen. Vorerst solle "Tango" nicht an den Markt gehen, hieß es in den Kreisen. Grund sei vor allem der hohe Kundenzuspruch in den vergangenen Quartalen. Alleine in den Monaten Juli bis September gewann Vodafone 539.000 Neukunden in Deutschland und übertrifft damit Marktführer T-Mobile leicht.

Die Briten verfügen über einen starken Markennamen und wollen sich mit der Fokussierung auf das UMTS-Geschäft als Innovationsführer etablieren. Mit "Tango" könnte sich Vodafone aber auch weniger umsatzstarken Kundenkreisen zuwenden, ohne die eigene Marke zu schwächen. Derzeit lassen sich Kundenzuwächse auf dem deutschen Markt, dessen Penetrationsrate bereits 90 Prozent beträgt, fast nur noch über Prepaid-Verträge erreichen. "Jetzt schließen nur noch Kunden Verträge ab, die ein Handy eigentlich nicht benötigen", sagt ein Experte. Mit diesen "Wenig-Telefonierern" sei wenig Geld zu verdienen.

Ein Vodafone-Sprecher wollte sich nicht zu den "Tango"-Plänen äußern. Er sagte allerdings, Vodafone D2 halte "viele günstigeAngebote für die Kunden bereit". Für weitere sehe das Unternehmen daher zur Zeit keinen Bedarf.

Vodafone-Chef Arun Sarin erwartet eine Verschärfung des Wettbewerbs in Deutschland sowie Italien und rechnet daher mit einem Rückgang der operativen Marge im kommenden Jahr. Angesichts dieser Entwicklung ist Sarin nun offenbar bereit, den Töchtern mehr Eigenständigkeit zuzubilligen. Neben der deutschen Tochter Vodafone D2 drängt laut Kreisen auch die italienische Landesgesellschaft auf den Start einer eigenen Zweitmarke.

Der Mobilfunkdiscount-Markt befindet sich in Deutschland mit rund 500.000 Kunden noch in der Entwicklungsphase. Bis auf E-Plus hat bislang kein Netzbetreiber eine Zweitmarke gegründet, um im unteren Preissegment nach Kunden zu fischen. Laut Angaben aus Kreisen hat auch Marktführer T-Mobile Pläne für eine Billigtochter in der Schublade.

Dem Vormarsch der Billiganbieter können sich die Unternehmen nach Meinung von Experten nicht verschließen: "Mit bis zu sieben Millionen Kunden, die bereit wären, ihre mobile SIM-Karte über das Internet zu kaufen, gewinnt das Segment der mobilen Discounter an Bedeutung", sagt Martin Gutberlet vom Marktforschungsinstitut Gartner. "Falls alle Netzbetreiber in dieses Markt drängen, stellt sich eher die Frage, wann und nicht ob Vodafone ebenfalls einsteigt."

Mit "Tango" könnte Vodafone massiv Kunden gewinnen und den bisherigen Marktführer in dem Billigsegment, die E-Plus-Tochter Simyo, an die Wand spielen. "Vodafone könnte rasch 700.000 'Tango'-Nutzer generieren", hieß es in den Kreisen. Simyo hat über 300.000 Menschen unter Vertrag. (dpa/tc)