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Auch Peoplesoft erwägt Stellenstreichungen

04.09.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Noch vor wenigen Wochen hatte Peoplesoft -CEO Craig Conway davor gewarnt, dass Oracle im Falle einer erfolgreichen feindlichen Übernahme reihenweise Stellen streichen werde. Nun zeichnet sich ab, dass Conway nach der Akquisition von J.D. Edwards selbst einen deutlichen Jobabbau plant.

Um der Finanzwelt den 1,8 Milliarden Dollar teuren JDE-Kauf schmackhaft zu machen, hatte der Peoplesoft-Chef verkündet, durch Synergieeffekte könnten Einsparungen in Höhe von 150 bis 200 Millionen Dollar im kommenden Jahr erzielt werden. Gleichzeitig versicherte Conway im Juli den J.D. Edwards-Mitarbeitern, dass es keine Massenentlassungen geben werde. Analysten hatten indes geschätzt, dass aufgrund des Mergers insgesamt rund 1000 Stellen wegfallen werden.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, liegen die Finanzexperten mit ihren Einschätzungen gar nicht so falsch: Am Dienstag ging Peoplesofts Finanzchef Kevin Parker in einem Interview davon aus, dass seine Company im kommenden Jahr nur noch insgesamt 11700 Menschen beschäftigen wird. Vergleicht man dies mit der aktuellen Mitarbeiterzahl bei Peoplesoft und JDE - in Anzeigen sind es insgesamt 13.000, laut Parker eher 12.500 Angestellte - sollen somit 800 bis 1300 Stellen wegfallen.

Es gebe signifikante Doppelbelegungen, die man zusammenführen könnte, so der CFO. Conway habe damals nur auf Berichte in der Lokalpresse reagiert, denen zufolge der Großteil der Streichungen im JDE-Hauptsitz in Denver vorgenommen werde, erklärte Parker. Der anvisierte Stellenabbau könne dagegen überall auf der Welt stattfinden.

Peoplesoft scheint fast keine andere Wahl zu haben, als Arbeitsplätze abzubauen: Im Juni, bei der Ankündigung der JDE-Übernahme, sprach Firmenchef Conway lediglich von Synergieeffekten in Höhe von 80 Millionen Dollar im Jahr 2004. Ellison mokierte sich daraufhin, er könne mehr Geld einsparen, wenn er die Freigetränke in den Oracle-Kantinen streiche. Als Reaktion auf die drohende feindliche Übernahme durch den Datenbankspezialisten beschleunigte Peoplesoft daraufhin seine Akquisition von JDE und verdoppelte die Prognose bei den Synergieeffekten. Um diesen Wert zu erreichen, plant der ERP-Anbieter, seinen Beratungs- und Vertriebsbereich zu verschlanken sowie die Zahl der Niederlassungen und Belegschaft zu reduzieren. (mb)