Auch kleine Kartoffeln machen Freude

10.08.2009
Wer sich im Beruf viele Jahre mit IBM-Großrechnern beschäftigt hat, muss wohl irgendwann zu den wahren Dingen des Lebens zurückkehren – zum Beispiel im Garten.

CW: Mainframes haben fast Ihr gesamtes Berufsleben bestimmt. Hat Ihnen die IBM zum Abschied für den Ruhestand einen kleinen System-z-Rechner in den Hobbykeller gestellt?

Ley: Meine Kolleginnen und Kollegen haben mir tatsächlich zum Abschied einen kleinen Mainframe aus Glas geschenkt. Das war ein schönes Symbol – denn neben anderen, neuen Dingen möchte ich die Informationen über Mainframes weiterverfolgen. Sie ändern sich und passen sich dem Zeitgeist an. Es macht Spaß, das zu beobachten. Aber meine Prioritäten werden sich zukünftig wohl ein bisschen verschieben.

CW: Mainframes sind berechenbar insofern, als sie ausfallsicher sind, immer brav ihren Dienst versehen, kaum mit unerfreulichen Überraschungen aufwarten. Jetzt als Landwirt ist Ihr Gegenüber die Natur. Und die ist bekanntlich ziemlich unberechenbar. Sind Sie dieser Herausforderung gewachsen?

Ley: Ich gebe zu, dass die Wasserversorgung – für die Kühlung der Chips – bei unseren Großrechnern weitaus besser organisiert war als in meinem Garten. Allerdings ist nach zwei Stunden mühsamer Gartenarbeit sicher, dass meine private CPU dann auch eine Wasserkühlung benötigt – am liebsten die mit Schaum obendrauf.

CW: Wenn Sie früher einen großen Mainframe-Deal abgeschlossen hatten, floss viel Geld an die IBM und sicher auch als Prämie an Sie. Das war in Cash zählbare Bestätigung. Jetzt im Rentnerleben lautet Ihre Währung: kleine Kartoffeln, Möhren etc. Kann das befriedigen?

Ley: Man bekommt nichts geschenkt, weder im IBM-Leben noch danach. Es ist schön, Früchte zu ernten. Aber dazu muss man sich anstrengen. Meine Belohnung kam aus anderen Bereichen. Es war die Anerkennung meiner Kunden. Übrigens: Meine Familie freut sich auch über kleine Kartoffeln.

CW: Es gibt ein Sprichwort, das da lautet: Erhandle tausend, erhandle zehntausend und noch mehr – es ist immer noch nicht so viel wert wie eine einzige auf dem Ackerfeld umgewendete Erdscholle. Ihre Meinung dazu?

Ley: Völlig richtig. Bei Gehaltsverhandlungen mit meiner IBM hätte ich diesen Spruch allerdings niemals akzeptiert. Jetzt – als Ruheständler – habe ich natürlich keine Vorbehalte mehr.

CW: Angeblich fallen ja viele Männer, die nicht mehr im Berufsleben stehen, in ein schwarzes Loch. Stimmt das?

Ley: Ich könnte jetzt antworten: Ich komme doch gerade erst aus einem schwarzen Loch, aber das stimmt nicht. Meine Zeit bei der IBM war toll – so toll, dass ich glaube, dass es für meine Nachfolger schwierig wird, dies zu wiederholen. Ich trage einen riesigen Schatz an Erfahrungen und Erlebnissen mit mir. Und die muss ich ebenso pflegen wie meinen Garten.