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Prozeß bald vor dem Supreme Court?

Auch Intel fühlte sich von Microsoft bedroht

10.11.1998
Von Michael Hufelschulte
Prozeß bald vor dem Supreme Court?

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Im Antitrust-Prozeß gegen Microsoft saß gestern Intels Vice-President Steven McGeady im Zeugenstand. Nach seiner Darstellung hat Microsoft Intel dazu genötigt, zwei wichtige Entwicklungen einzustellen, die der Gates-Company in die Quere zu kommen drohten. Dabei handelt es sich um das sogenannte Native Signal Processing (NSP) sowie um Internet-Software. Im August 1995 habe Microsoft-Boß Bill Gates persönlich damit gedroht, zwei zukünftige Intel-Technologie (MMX und IA-64 alias "Merced") nicht zu unterstützen, wenn NSP sowie Java-Entwicklungen in den Intel Architecture Labs (IAL) nicht eingestellt würden. Die Aussage von McGeady steht in krassem Widerspruch zu dem Videoband, auf dem Gates unter Eid beteuert hatte, er habe Intel niemals unter Druck gesetzt und außerdem gar nichts davon gewußt, daß der Chipriese an Internet-Software arbeite. +++ Ein US-Gesetz könnte zur Folge haben, daß der Prozeß gegen Microsoft bereits im kommenden Jahr vor dem höchsten Gerichtshof der Vereinigten Staaten weiterverhandelt wird, dem Supreme Court. Bezirksrichter sind nämlich ermächtigt, ein Verfahren dann nach oben durchzureichen, wenn der Verhandlungsgegenstand "von allgemeiner öffentlicher Bedeutung in bezug auf die Justizverwaltung" ist. Eleanor Fox, Rechtsprofessorin an der New York University, sieht einen solchen Grund bereits jetzt gegeben: "Der offensichtliche Grund ist, daß sich der High-tech-Markt so schnell verändert, das eine Entscheidung nur dann von Bedeutung ist, wenn sie schnellstmöglich fällt." Richter Jackson habe zudem von Anfang an klar gemacht, daß er ein Endlosverfahren wie seinerzeit gegen die IBM nicht zulassen werde. Der Prozeß gegen Big Blue hatte sich über mehr als zehn Jahre hingezogen und war letztlich von der Regierung eingestellt worden, weil die Vorwürfe mittlerweile längst irrelevant waren.