Trotz hohem Auftragseingang

Auch der Outsourcing-Markt leidet

17.02.2009
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Dank dynamischem Neugeschäft jammern die IT-Dienstleister aber auf hohem Niveau.

Anders als derzeit häufig dargestellt, profitiert der Outsourcing-Markt nicht unbedingt von der gesamtwirtschaftlichen Talfahrt. Er leidet ebenfalls, wenn auch dank dynamischem Neugeschäft auf hohem Niveau. Angesichts prall gefüllter Pipelines strotzt die Branche noch immer vor Optimismus - verwechselt dabei aber gerne die Begriffe "Auftragseingang" und "Markt", warnen die Experten von Pierre Audoin Consultants (PAC).

Zwar floriert das Outsourcing-Geschäft in Deutschland in Krisenzeiten. Attraktive Finanzierungsmodelle und Einsparpotenzial veranlassen auch derzeit viele Unternehmen, Auslagerungen in Erwägung zu ziehen. Das Neugeschäft verspricht in diesem Jahr erfreulich zu werden. Damit der Markt tatsächlich wächst, muss das Neugeschäft jedoch zunächst die rückläufige Entwicklung des bereits existierenden Geschäfts ausgleichen, räumen die Berater ein. Ihren Berechnungen zufolge wurden 2008 in Deutschland zwar immerhin 13,5 Milliarden Euro in Form von langfristigen Betriebsverträgen umgesetzt. "Aber ein Teil dieses Umsatzvolumens hängt direkt von Faktoren wie den Beschäftigtenzahlen oder Produktionskapazitäten auf Kundenseite ab", erläutert Karsten Leclerque, Senior Consultant bei PAC. Vor diesem Hintergrund werde der Outsourcing-Markt in diesem Jahr nur um sechs Prozent zulegen.

Selbst im wirtschaftlichen Aufschwung war ein Rückgang im Bestandsgeschäft die Regel, vor allem wegen der sinkenden Preise der Techniken und der immer effizienteren Leistungserbringung. Im derzeitigen Abschwung aber wirkt neben einem verschärften Preiseffekt zusätzlich noch ein negativer Volumeneffekt: Der zunehmende Kostendruck wird über Nachverhandlungen der Konditionen an die IT-Dienstleister weitergegeben, Projekte werden auf Eis gelegt, ein Rückgang der Beschäftigten und der Produktion lässt die Zahl der IT-Anwender und damit den Bedarf an IT-Ressourcen sinken - angesichts flexibler Preismodelle mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Umsätze der Verträge.

Seriöse Prognosen sind momentan schwierig. Nach wie vor lassen sich der volle Umfang und die Dauer der Wirtschaftskrise nicht absehen, räumt Leclerque ein. "Aber alle Anzeichen sprechen dafür, dass die bestehenden Vertragsbeziehungen künftig noch deutlicher unter Druck geraten werden, so dass auch das Wachstum des Gesamtmarkts relativiert werden muss." Hinzu kommt, dass die Outsourcing-Provider vor den Auswirkungen der Krise keineswegs besser gefeit sind als ihre Kunden. Allerdings sind die Auswirkungen nicht einheitlich. Leiden werden laut PAC besonders die Anbieter von Dienstleistungen, die bereits ein hochvolumiges Bestandsgeschäft aufweisen oder stark von Kennziffern wie Beschäftigtenzahlen abhängen. (sp)