Mitarbeiterbeurteilung

Auch Accenture krempelt seine Leistungsbewertung um

27.07.2015
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Accenture führt für seine weltweit 330.000 Mitarbeiter zum neuen Geschäftsjahr im September ein praktisch völlig neues Performance Management ein.

Statt eines umfänglichen Jahresgesprächs mit Beurteilung nach Schema F sollen die Accenture-Mitarbeiter künftig möglichst durchgängig Feedback in kleineren Dosen bekommen und so idealerweise ständig darüber im Bilde sein, wie ihre Vorgesetzten sie wahrnehmen. Der weltweit aktive Dienstleistungskonzern reiht sich damit in eine noch kleine, aber wachsende Zahl von Unternehmen ein, die keine Lust mehr auf gewzungene Rankings, zeitraubende Fragebögen und Frustration bei Vorgesetzten und Mitarbeitern gleichermaßen haben: Immerhin schon sechs Prozent der "Fortune-500"-Unternehmen haben die herkömmliche Leistungsbeurteilung abgeschafft, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf die Manamagent-Marktforschungsfirma CEB.

Diese sechs Prozent sind genauso wie jetzt auch Accenture zu dem Schluss gekommen, dass alle in die Bewertungen gesteckte Zeit, Gelder und Mühen letztlich nicht das gewünschte Ziel erreicht haben, nämlich die Leistung der Mitarbeiter zu erhöhen. Im März hatte mit Deloitte bereits ein anderes Unternehmen aus den "Big Five" der Wirtschaftsprüfer und Berater angekündigt, im Rahmen eines Pilotprogramms eine gleichmäßiger über das Jahr verteilte Mitarbeiterbeurteilung einzuführen. Deloitte experimentiert dabei beispielsweise mit Bögen mit nur vier Fragen, von denen zwei sogar einfach mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind. Microsoft hatte übrigens seine Rankings (bei dem Mitarbeiter miteinander verglichen wurden) vor zwei Jahren abgeschafft, nachdem es sein lange öffentlich verfochten hatte. Auch Adobe, Gap oder Medtronic haben ihren Performance-Review-Prozess umgestellt.

"Diese ganze Bewertungs-Terminologie - das Erzwingen von Bewertungen entlang irgendeiner Verteilungskurve oder was auch immer - haben wir hinter uns", sagte Accenture-CEO Piere Nanterme in einem ausführlichen und sehr lesenswerten Interview mit der "Washington Post". "Wir bewerten Sie künftig in Ihrer Rolle und nicht verglichen mit jemand anderem, der möglicherweise in Washington arbeitet, vielleicht aber auch in Bangalore. Das ist irrelevant. Es sollte um Sie gehen."

"Mitarbeiter, die in Performance-Management-Systemen am besten abschneiden, sind meistens die narzisstischsten und besten Selbstvermarkter", kommentiert Brian Kropp, HR Practice Leader bei CEB. "Das sind nicht unbedingt die Leute, die man braucht, um das beste Unternehmen voranzubringen."