IT-Arbeitsmarkt

Attraktive IT-Jobs in der Automobilbranche

23.02.2012
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Studium der Automobilinformatik in Landshut

Dieter Nazareth, Hochschule Landshut: "Wir wollen das Auto vernetzen."
Dieter Nazareth, Hochschule Landshut: "Wir wollen das Auto vernetzen."
Foto: Hochschule Landshut

An der Hochschule Landshut wird der weltweit einzigartige Studiengang Automobilinformatik angeboten. Mitte 2012 wird es die ersten Absolventen geben. Die Berufsaussichten der Studenten dieses Fachs beurteilt Studiengangsleiter Professor Dr. Dieter Nazareth als genial. Als Programmierer seien sie überqualifiziert.

CW: Herr Nazareth, gibt es noch Studenten im letzten Semester, die keinen Job haben?

NAZARETH: Ganz wenige und bei denen hapert es an den Noten. Mit einer vier im Durchschnitt finden die wenigsten auf Anhieb einen interessanten Job. Alle anderen haben geniale Berufsaussichten.

CW: Und dennoch ist auch der aktuelle Studiengang nur zur Hälfte ausgelastet?

NAZARETH: Was ganz bestimmt nicht an unserem Angebot liegt. Wie an allen Hochschulen haben auch wir in den technischen Fächern zu wenig zu Studenten. Doch für die Automobilinformatik bin ich zuversichtlich: Von Anfang an hatten wir immer um die 15 Erstsemester, fürs Wintersemester 2011/2012 haben sich fast doppelt so viele eingeschrieben und zum ersten Mal Frauen. Und dann gleich vier.

CW: Werden die Absolventen Spezialisten für die Informatik im Auto sein?

NAZARETH: Nein, sie sind in erster Linie vollwertige Informatiker. Und Informatiker brauchen ein Anwendungsgebiet, bei uns ist es das Automobil, anderswo Medizin, Wirtschaft oder Sport. Man kann sie auch als Bindestrichinformatiker bezeichnen. Neben der Informatik lernen sie die Grundlagen ihres Anwendungsfalles kennen: wie funktioniert ein Motor, was muss ein Fahrwerk können? Mit diesem Wissen können sie Software für eine dieser Anwendungen schreiben. Und ganz wichtig: unsere Studenten beschäftigen sich nur mit Software, die sich im Fahrzeug befindet.

CW: Zum Beispiel?

NAZARETH: Das betrifft alle Steuerungen etwa für Motor, Fahrwerk, Getriebe, ABS, ESP und aktuell Fahrerassistenzsysteme. Bislang beschäftigen sich häufig Ingenieure etwa der Elektro- und Nachrichtentechnik mit diesen Dingen.

CW: Und was kommt in Zukunft?

NAZARETH: Immer mehr Informatiker zum Zug. Denn, wir wollen das Auto vernetzen, es soll Bestandteil eines übergeordneten Netzwerkes werden und gerade das ist definitiv ein Thema für Informatiker. Dass wir das Auto nicht mehr als black-box ansehen, ist einer der Trends im Automobilbau. Car-to-Car- und Car-to-Infrastructure-Communication sind Anwendungen dafür. Dass man vom Fahrzeug ins Internet kommt, das gibt es schon. Neu und interessant ist, vom Internet ins Fahrzeug zu kommen. Dafür braucht es eine Schnittstelle zum Internet. Auf die Straße gebracht bedeutet das: ein Auto steht vor der roten Ampel. Schaltet sie auf Grün, wird der Motor gestartet und der Gang eingelegt. Das ist komfortabel und sicher zugleich.

CW: Wer werden typische Arbeitgeber, was typische Aufgaben der Absolventen sein?

NAZARETH: Die Automobilhersteller müssen sich erst entscheiden, ob die Informatik zu ihren Kernkompetenzen zählen wird oder nicht. Hinzu kommt, dass sie bei Einstellungen stark schwanken und in unsicheren Zeiten mit Leiharbeitern agieren. Daher vermute ich, dass mittelständische und große Zulieferer die meisten unserer Absolventen einstellen werden. Die Funktionalität von Anwendungen auf einem abstrakten Level zu spezifizieren und das Gesamtdesign zu entwerfen werden typische Aufgaben sein. Weniger das Programmieren, dafür sind sie fast schon überqualifiziert.

Berufsbilder im Wandel: