IT intim - Die Sorgen der CIOs

Atmungsfähige IT meistert Krise und Aufschwung

28.04.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Wie bewältigen Sie mit Ihrer IT-Organisation die Absatzkrise in der Automobilindustrie?
Sven Lorenz, Leiter Informationssysteme, Porsche
Sven Lorenz, Leiter Informationssysteme, Porsche
Foto: Porsche

In allen Organisationsbereichen ist Porsche schlank aufgestellt. Das gilt auch für die IT - und zwar in Bezug auf die Größe der Organisation sowie auf die Industrialisierung der Abläufe. In der IT haben wir eine kleine Kernmannschaft, die bei Bedarf mit externen Partnern zusammenarbeitet. Das verschafft uns Raum zum Atmen.

Bis Ende 2008 atmeten wir ständig ein, da betrug unsere Wertschöpfungstiefe zirka 30 Prozent. In den vergangenen anderthalb Jahren haben wir hingegen "ausgeatmet". Der sinkende Automobilabsatz bedeutete weniger Budget und ein kleineres Portfolio. Infolgedessen haben wir viele Aufgaben, die wir zuvor ausgelagert hatten, wieder hereingeholt, so dass unsere interne Wertschöpfung zurzeit bei zirka 50 Prozent liegt.

Eine schlanke, atmungsfähige IT setzt gut organisierte, standardisierte und arbeitsteilige Prozesse voraus. Wir haben beispielsweise genau festgelegt, welche Aufgaben wir auf jeden Fall selbst übernehmen und welche wir nach außen geben können. Zu den erstgenannten Kernaufgaben gehören die Definition von IT-Bebauungsplan, Architektur und Standards sowie das Portfolio-, Projekt- und Service-Management. Die Programmierung und Wartung unserer Systeme kaufen wir hingegen in aller Regel am Markt ein, holen diese Aufgaben aber auch wieder zurück, wenn uns aufgrund sinkender Budgets die Kernaufgaben allein mehr auslasten.

Atmungsfähigkeit ist aber nicht der einzige Grund, IT-Prozesse zu industrialisierten. Wohldefinierte, abgegrenzte und wiederholbare Arbeitsabläufe sind auch die Voraussetzung für ein gleich bleibend hohes Qualitätsniveau. Wir mussten hierzu das Rad nicht neu erfinden, es gibt Industriestandards wie Itil für das IT-Service-Management oder das V-Modell für Projekte. Wir haben sie auf Porsche angepasst und flächendeckend eingeführt. Der nächste Schritt, den wir ebenfalls bereits umgesetzt haben, ist dann die Automatisierung durch unterstützende Werkzeuge, die es inzwischen auch für die weniger standardisierten Prozesse wie das Portfolio- oder Enterprise-Architecture-Management gibt.

Dabei darf man natürlich nie vergessen, dass die IT bei einem Automobilhersteller kein Selbstzweck ist, sondern dass es darum geht, sich von der Organisation und den Prozessen so aufzustellen, dass das eigentliche Geschäft, also das Entwickeln, Fertigen und Verkaufen hochwertiger Fahrzeuge, optimal unterstützt wird. Das ist jeden Tag eine neue Herausforderung, die man umso eher meistert, je besser man die eigenen Prozesse beherrscht.