Kommentar

ATM ante portas

04.06.1999

Billiger Jakob, Minuten-Reseller - die Liste der Schimpfnamen, mit denen sich die neuen Wettbewerber der Telekom belegen lassen mußten, ist lang. Statt der erhofften Service-Offensive, mit der die Newcomer den Beamtenladen Telekom aus seinem Dornröschenschlaf reißen wollten, erlebten die Anwender einen Preiskampf bis aufs Messer. Was den privaten Telefonkunden erfreute, war gleichzeitig das Leid der professionellen Anwender: Wollten sie zuverlässige Daten- und Mehrwertdienste, so führte selbst im liberalisierten TK-Markt bislang fast kein Weg an der Telekom vorbei.

Die Betonung liegt hierbei auf "bislang". Fast unisono klangen die Pressemitteilungen der Telekom-Konkurrenz (siehe auch Seite 39), in denen sie stolz mitteilen, daß sie nun in einem Punkt gegenüber dem Bonner Riesen aufgeholt haben: ATM liegt in den Großstädten vor den Haustüren der professionellen Unternehmenskunden. Von einem flächendeckenden Angebot kann allerdings noch keine Rede sein.

Eine Chance, die sich die Telekom nicht entgehen läßt. Fast zeitgleich mit den Ankündigungen ihrer Konkurrenten erhöhte sie die Zahl ihrer ATM-Knoten und erklärte weniger prominente Wirtschaftsstandorte zur "Opened Area". Und wem dies immer noch nicht reicht oder zu teuer ist, für den hat der TK-Riese noch ein Trostpflaster parat: Zugang zum ATM-Netz via ADSL, ein Geschäft, das dank faktischem Telekom-Monopol im Ortsnetz goldene Profite verspricht.hi