Tramiel will Produkt-Fortschritt von Commodore verzögern:

Atari: Millionenklage gegen Amiga

07.09.1984

SUNNYVALE (VWD) - Mit voller Breitseite scheint der neue Atari-Chef Jack Tramiel gegen sein ehemaliges Unternehmen und jetzigen Konkurrenten, Commodore International, zu schießen: Wegen angeblichen Bruchs eines Liefervertrages und betrügerischer Absicht hat Atari jetzt eine 100-Millionen-Dollar-Klage gegen Amiga Corp. angestrengt. Damit könnten sich die Commodore-Pläne, einen mit Spannung erwarteten Homecomputer von Amiga zu vertreiben, verzögern.

Die Klage ist der jüngste Schritt von Jack Tramiel im Kampf gegen Commodore, die er vor 25 Jahren gründete und bis Januar 1984 leitete, berichtet das Wall Street Journal.

In der Klage wird der in Silicon Valley ansässigen Amiga vorgeworfen, einen Liefervertrag für Halbleiter mit Atari gebrochen und in betrügerischer Absicht mit anderen Unternehmen über einen Verkauf der Halbleiter verhandelt zu haben. Gemeint ist Commodore, die jedoch in der Klageschrift nicht genannt wird Wie Atari in der Klageschrift behauptet, habe man im März Amiga 500 000 Dollar Vorschuß für die Entwicklung neuer Chips, die "einen bedeutenden technologischen Fortschritt für die Anwendung in Computern" ermöglichen, bezahlt. Außerdem habe sich Atari bereit erklärt, eine Million Amiga-Vorzugsaktien für drei Dollar je Aktie zu erwerben.

Don Reisinger, Director of Marketing bei Amiga, bezeichnete die Klage als ohne jede Grundlage Die Chips gelten als der Schlüssel für die interessanteste Eigenschaft des neuen Computers, seine Möglichkeiten der grafischen Darstellung. Atari will das neue Modell für Video-Spiele und Homecomputer verwenden.

In der Klageschrift verlangt Atari, daß ihr das Recht für die Chips übertragen und Amiga untersagt wird, diese an andere Unternehmen zu verkaufen. Sollten sich die Chips in dem neuen Amiga-Computer befinden, so wird auch eine gerichtliche Untersagung für dessen Verkauf durch Commodore gefordert. Commodore erklärte hierzu, daß Amiga nicht von der Eigenverwendung der fraglichen Chips ausgeschlossen werden sollte. Deshalb könne Commodore als Mutter von Amiga auch nicht am Verkauf der damit ausgestatteten Computer gehindert werden. Atari fordert außerdem Schadenersatz in Höhe von insgesamt 100 Millionen Dollar.