TK-Gigant vor dem Einstieg ins Mobilfunk-Geschaeft

AT&Ts Fusionsvereinbarung mit McCaw weckt alte Befuerchtungen

27.08.1993

NEW YORK/MUENCHEN (vwd/CW) - "Rosige Aussichten" prophezeien Insider dem weltgroessten TK-Konzern AT&T nach der milliardenschweren Fusion mit dem US-Mobilfunk-Unternehmen McCaw Cellular Communications. Der Deal, der bis Mitte naechsten Jahres ueber die Buehne gehen soll, sorgt jedoch auch fuer Befuerchtungen, AT&T koennte dadurch seine alte Monopolstellung zurueckgewinnen.

Als eine der spektakulaersten Transaktionen der US- Wirtschaftsgeschichte werteten die Kommentatoren der Wirtschaftspresse die vergangene Woche bekanntgewordene definitive Fusionsvereinbarung, wonach AT&T McCaw fuer rund 12,6 Milliarden Dollar uebernehmen wird. Die Entscheidung zur Fusion mit McCaw ist, wie aus AT&T-Kreisen verlautete, das Ergebnis von Verhandlungen seit Herbst letzten Jahres, bei denen es urspruenglich lediglich um eine Beteiligung von AT&T zu rund einem Drittel an McCaw ging.

US-Behoerden muessen dem Deal noch zustimmen

Aufgrund der jetzt getroffenen Vereinbarung, die jedoch noch der Zustimmung der zustaendigen Behoerden bedarf, soll jede McCaw-Aktie in einen AT&T-Anteil umgetauscht werden. Darueber hinaus werde, wie AT&T mitteilte, das Unternehmen auch die von British Telecom (BT) gehaltenen 35,8 Millionen McCaw-Aktien zum gleichen Kurs und zu den gleichen Bedingungen wie bei den uebrigen McCaw-Anteilen erwerben - was BT beim gegenwaertigen AT&T-Kurs eine Beteiligung an AT&T in Hoehe von rund 2,2 Milliarden Dollar einbringt. Die Boards of Directors von AT&T, McCaw und BT haben der Transaktion bereits zugestimmt.

Die meisten Branchenkenner haben den Deal positiv aufgenommen; Unterschiede in der Bewertung gibt es indes hinsichtlich der Tragweite - insbesondere im Hinblick auf die kuenftige Marktstellung des New Yorker TK-Giganten. Bei AT&T hiess es lapidar, dass man durch die Fusion zu einem fuehrenden Unternehmen im sehr schnell wachsenden Marktsegment der Mobilkommunikation werde, darueber hinaus erwarte man sich ein Gewinnwachstum von mindestens zehn Prozent jaehrlich.

Rosige Zeiten beim Mobilfunk sehen auch die Analysten, die bis Ende des Jahrzehnts von jaehrlichen Wachstumsraten zwischen 25 und 30 Prozent ausgehen. Ein besonderer Vorteil koennte AT&T dabei, so die Vermutungen aus Synergie-Effekten beziehungsweise der mittelfristigen Kombination zwischen bis dato eigenen Produkten wie etwa den sich in der Entwicklung befindenden tragbaren Kommunikationseinheiten - den sogenannten Portable Digital Assistants (PDA) - und der zellulaeren Uebermittlungstechnik von McCaw (Cellular Digital Packet Data CDPD) erwachsen.

Bedenken aeussern Kritiker jedoch aufgrund der Tatsache, dass - wenn die Uebernahme von den US-Behoerden abgesegnet wird - AT&T sich erstmals wieder in direkte Konkurrenz zu den 1984 abgespalteten sieben Bell-Telefongesellschaften begeben koennte. Die meisten dieser regionalen Companies haben sich im US- Mobilfunk-Geschaeft engagiert (darunter auch McCaw mit seinem Mobilfunkdienst "Cellular One") und wuerden einem Einstieg des frueheren Monopolisten in das Mobilfunk-Business reserviert gegenueberstehen. Die ersten Reaktionen der Bell-Companies waren denn auch wie erwartet: Wenn AT&T fuer die McCaw-Uebernahme gruenes Licht bekomme, wolle man die Freigabe um auch bei landesuebergreifenden Ferngespraechen mit AT&T konkurrieren zu koennen.