Mega-Deal

AT&T will Satelliten-Fernsehanbieter DirecTV schlucken

19.05.2014
Die nächste milliardenschwere Übernahme im US-Mediensektor steht.

Der größte US-Telekomkonzern AT&T will den Satelliten-Fernsehanbieter DirecTV schlucken und bewertet das Unternehmen mit 48,5 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 35,4 Milliarden Euro) ohne Schulden, wie beide Konzerne am Sonntagabend mitteilten. Damit kauft sich das AT&T-Management um Chef Randall Stephenson rund 38 Millionen Abonnenten von Videodiensten ein, um künftig Bündelprodukte aus Internet, Fernsehen und Telefon komplett aus einer Hand anbieten zu können.

AT&T bietet insgesamt 95 Dollar je Aktie, davon 28,50 in bar und 66,50 in eigenen Anteilen. Das entspricht einer Prämie von zehn Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Stephenson peilt damit den größten Zukauf des Unternehmens seit acht Jahren an. Mit diesem reagiert AT&T auch auf die im Februar angekündigte geplante Übernahme des Kabelkonzerns Time Warner Cable durch den Rivalen Comcast für rund 45 Milliarden Dollar.

Hintergrund ist der Kampf um Zuschauer und technische Ressourcen im Internet-Zeitalter. In den USA gibt es bei Videodiensten über das Internet inzwischen den höchsten Kundenzuwachs, während Anbieter von Satellitenfernsehen rückläufige Kundenzahlen beklagen. AT&T weitet mit dem Zukauf nach eigenen Angaben allerdings seine Reichweite mit Breitbandangeboten auf 70 Millionen Haushalte aus. Außerdem erhält der Konzern Zugang zu den Verträgen des Satelliten-TV-Anbieters mit Inhalteanbietern wie Film- und Fernsehstudios. Im Gegenzug könnte DirecTV sein Angebot auch über die AT&T-Breitbandnetze verbreiten anstatt ausschließlich über Satelliten. Zudem rechnen beide Unternehmen mit Kostenersparnissen von rund 1,6 Milliarden Dollar jährlich aus Synergien.

DirecTV bietet Satellitenfernsehen in den USA, aber auch in Lateinamerika an und ist unter anderem mit 93 Prozent an Sky Brasil beteiligt. Um den Einwänden von Regulierern in Lateinamerika zuvorzukommen, plant AT&T den Verkauf seines 8-Prozent-Anteils am Mobilfunker America Movil von Milliardär Carlos Slim.

Dem Deal muss aber erst noch die Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) zustimmen. Die beiden Konzerne rechnen mit einem zwölfmonatigen Prüfungsverfahren. Ebenso anhängig bei der FCC ist noch der Zusammenschluss von Comcast und Time Warner Cable.

Schon seit geraumer Zeit gilt der nach Umsatz größte US-Telekomkonzern als interessiert an großen Zukäufen. Dabei stand bislang immer die Spekulation um den britischen Mobilfunker Vodafone und damit der Sprung über den Atlantik im Raum. Experten gehen aber davon aus, dass sich in diesem Jahr auch der Medien- und Telekomsektor in den USA großteils neu ausrichten könnte. Unter anderem wird auch darüber gesprochen, dass der drittgrößte Mobilfunkanbieter Sprint die Telekom-Tochter T-Mobile USA kaufen könnte. (dpa/tc)