Beteiligung an Japan Telecom und TV-Netz

AT&T baut Marktstellung lokal und global aus

30.04.1999
NEW YORK/TOKIO (CW) - Noch hat sich die Aufregung um die geplante Fusion der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia nicht gelegt, da bahnt sich die nächste Übernahmeschlacht an. AT&T will den viertgrößten US-Kabel-TV-Netzbetreiber kaufen und gemeinsam mit British Telecom (BT) bei Japan Telecom einsteigen.

AT&T, die größte US-amerikanische TK-Gesellschaft, baut ihre Marktstellung zu Hause und auf den Weltmärkten aus. Im Heimatmarkt soll die Übernahme des TV-Netzbetreibers Media One die Stellung sichern. Auf internationalem Parkett vergrößert AT&T gemeinsam mit dem Joint-venture-Partner BT seinen Einfluß.

So beteiligen sich AT&T und BT im Land der aufgehenden Sonne, dem zweitgrößten Fernmeldemarkt der Welt, an Japan Telecom. Der Carrier ist die Nummer drei im japanischen Markt und suchte in letzter Zeit nach einem Partner, um für die zu erwartenden Preiskämpfe im eigenen Land gewappnet zu sein. Im Zuge des Deals übernehmen BT und AT&T jeweils 15 Prozent des Carriers, was einem Marktwert von zusammen rund 1,84 Milliarden Dollar entspricht. Für ihre Beteiligung bekommen die beiden Partner zwei Vorstandsposten.

Insider berichten, daß der Handel mit Japan Telecom nicht ganz zur Zufriedenheit von BT und AT&T verlaufen sei. Ursprünglich hätten die Partner nämlich mit einer Beteiligung in Höhe von 40 Prozent geliebäugelt, um ein Vetorecht zu haben.

Eher zufrieden dürfte AT&T-Boß Michael Armstrong mit der Entwicklung auf dem Heimatmarkt USA sein. Mit einer Offerte von 58 Milliarden Dollar (plus Übernahme der Schulden von über vier Milliarden Dollar) stach AT&T im Übernahmepoker um Media One den Konkurrenten Comcast aus. Dieser hatte für den viertgrößten TV-Kabel-Netzbetreiber in den USA lediglich 48,2 Milliarden geboten. Gelingt der Coup, so steigt AT&T zu einem der größten TV-Kabelkonzerne auf. Erst vor kurzem hatte der Carrier nämlich die Übernahme von TCI, Amerikas zweitgrößtem Kabelfernseh-Netzbetreiber, unter Dach und Fach gebracht.

Während Außenstehende angesichts der hohen Summen den Kopf schütteln, gibt AT&Ts Schritt für Analysten durchaus Sinn. Mit den TV-Netzen ist der TK-Gigant, der bislang primär Ferngespräche vermittelte, in der Lage, lokale Telefondienste zu offerieren. Zudem können die Fernsehnetze nach Umbauarbeiten als Grundlage für schnelle Internet-Zugänge dienen. Über diese könnte der Konzern IP-Telefonie oder Video on demand anbieten.