Web

@CeBIT: E-Sign-Konsortium tüftelt an der digitalen Signatur fürs Handy

23.02.2000

HANNOVER (COMPUTERWOCHE) - Die Symbiose zwischen Mobilfunk und Internet generiert unter dem Stichwort Mobile Commerce neue Absatzmärkte. Dabei wird das Handy zum entscheidenen Shopping-Tool. Damit die Konsumenten Vertrauen in diese Einkaufsform gewinnen, will das E-Sign-Konsortium einen mobile digitale Signatur entwickeln.

Kein Zweifel, Mobile Commerce ist das Thema der CeBIT 2000 schlechthin. Die Kombination von Mobilfunk und Internet zum Zwecke des elektronischen Handels ist in aller Munde. Die Marktforscher versprechen gewaltige Zuwachsraten. So prognostizieren zum Beispiel die Analysten von Durlacher Research in Europa ein Wachstum von 323 Millionen Euro (1998) auf 23 Milliarden Euro im Jahr 2003. Doch der gegenwärtige Hype kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der M-Commerce in puncto Anwendungen und Sicherheit noch in den Kinderschuhen steckt.

Insbesondere die Lösung des Problemfalls Sicherheit hat sich das E-Sign-Konsortium auf die Fahnen geschrieben. Die Organisation beabsichtigt, eine einheitliche Anwendungsschnittstelle für die Einbindung des Mobiltelefons in die Internet-Welt zu entwickeln, um das Handy für den Einsatz mobiler digitaler Signaturen zu verwenden. Damit soll das Vertrauen der Konsumenten in den E-Commerce gestärkt und das Handy als nicht ortsgebundenes Einkaufsmedium etabliert werden.

Die angestrebte Schnittstelle soll eine einheitliche Kommunikation zwischen Shop-Anbietern, Finanzdienstleistern, Lotterien und anderen E-Commerce-Providern im Internet ermöglichen. Im Klartext heißt das: Der Kunde wird künftig beim Online-Shopping statt einer Kreditkartennummer durch Eingabe seiner Handy-Nummer ortsunabhängig bezahlen. Mit der Signierfunktion des Mobiltelefons kann er die Transaktion durch Eintippen eines PIN-Codes digital "unterschreiben".

Dieses Procedere zwischen Auftraggeber, Netzbetreibern, Shop-Anbietern und Clearing-Stellen möchte das E-Sign-Konsortium nun in einen De-facto-Standard gießen. Mit im Boot bei der Absprache sitzen aber auch die Kartenhersteller, weil die Handy-Chips entsprechende Vorgänge unterstützen müssen. Nachdem das Gremium im Dezember von Brokat, Siemens, Viag Interkom, E-Plus, Mannesmann Mobilfunk, Schlumberger, Gemplus, T-Telesec Trust Center und Cryptovision gegründet wurde, haben sich zur CeBIT mit der Hypovereinsbank, D-Trust, Orga Kartensysteme, Sonera und TC Trustcenter weitere Teilnehmer eingefunden. Die Partner wollen nun die Details festlegen und noch im Frühjahr mit ersten Pilotanwendungen starten.

Ein Vertreter der Hypovereinsbank äußerte auf der CeBIT die Hoffnung, schon im Herbst in den Realbetrieb einsteigen zu können. Hinter vorgehaltener Hand war von einem Mitglied des Konsortiums jedoch zu hören, dass dieser Zeitpunkt wohl zu optimistisch ist. Angesichts der gewaltigen Zuwachsraten im Mobilfunk, die sogar das Internet übertreffen, werde am M-Commerce aber kein Weg vorbeiführen. Die Zahl der Mobiltelefonierer soll in Europa von gegenwärtig rund 117 Millionen auf 480 Millionen Teilnehmer im Jahr 2001 steigen. Jeder dieser Nutzer sei ein potentieller Käufer, weshalb die Mobilfunker eine besonders lukrative Zielgruppe darstellen.